„Die Zukunft von DVB-T ist vollkommen offen!“ Wie der Miterfinder des digitalterrestrischen Fernsehens Ulrich H. Reimers vom Institut für Nachrichtentechnik an der Technischen Universität Braunschweig dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, hätte daran auch die Zusage von ProSiebenSat.1, weiter über DVB-T zu senden, nichts geändert. Wie Reimers dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk weiter sagte, müsse jetzt vor allem abgewartet werden, wie sich künftig das Ausscheiden der zugkräftigen RTL-Gruppe in der Zuschauergunst auswirken wird. RTL hatte angekündigt, bis zum Jahresende 2014 die DVB-T-Ausstrahlung deutschlandweit einzustellen. Nach der Bekanntgabe von RTL wurde von Brancheninsidern der Rückzug von weiteren privaten Programmen befürchtet.
Für Reimers geht es vielmehr schon heute darum, nach vorn zu schauen und neue Wege für eine „post-terrestrische“ Fernsehzukunft zu suchen. Dafür stünden dynamische Broadcastsysteme über superschnelle Netze, wie LTE, über die Livemedien mobil und überall abrufbar wären. An ein realistisches Einführungsszenario des terrestrischen Nachfolgestandards DVB-T2 in Deutschland glaubt indes Reimers derzeit nicht mehr.
Auch Ulrich Liebenow, Leiter der AG Infrastruktur der Deutschen TV-Plattform geht davon aus, dass die Terrestrik sich dem verändernden Medienkonsum der Zuschauer sowie einer sich wandelnden Endgerätesituation Rechnung tragen muss, um zu überleben. Insbesondere, so Liebenow im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk, müsse vor allem der steigende Bedarf an mobiler und portabler Mediennutzung befriedigt werden. Die sei nach Ansicht des Brancheninsiders nur mit einer intelligenten Kombination von modernen Rundfunkund Mobilfunknetzen möglich. Ein praktisches Beispiel für die Vernetzung von Terrestrik und Internet ist die neue Multithek von Media Broadcast, welche DVB-T mit internetbasierten Angeboten kombiniert. Das als zusätzliches Programm aufrufbare Portal mit internetbasierten Diensten, wie verschiedenen Mediatheken, soll nach Aussagen von Media Broadcast vor allem die „Inhaltevielfalt“ für eine wachsende Zahl an Smart-TV-Geräten sichern.
Entscheidend für die Zukunft des terrestrischen Fernsehens sei jedoch eine klare Positionierung der Politik, glaubt die Unternehmenssprecherin von ProSiebenSat.1., Jasmin Mittenzwei. Dazu gehöre nach Aussagen Mittenzweis im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk, die Frequenzthematik auf der kommenden Weltfunkkonferenz 2015 auch im Sinne des Rundfunks zu lösen. „Denn nur der Erhalt der Frequenzen für den Rundfunk über 2020 hinaus gibt den Sendern Investitionssicherheit und damit überhaupt eine Grundlage für die zukünftige Ausrichtung der digitalen Terrestrik“, so die Sprecherin der privaten Sendergruppe.