Wohl kaum ein Thema birgt derzeit so viel Konfliktpotential, wie die Umstellung des analogen Satelliten auf digitale TV-Signale im Frühjahr 2012. Viele befürchten, dass im Mai 2012 bei bis zu 1,5 Millionen Zuschauern die TV-Bildschirme schwarz bleiben könnten. Für Axel Sihn, Geschäftsführer der renommierten Satellitenanlagen-Firma WISI, „liegt das Problem dabei nicht bei den Herstellern und beim Handel, denn beide sind seit langer Zeit auf die Umstellung sehr gut vorbereitet“. Vielmehr bereitet Sihn „die bisherige Kommunikation und Aufklärung Kopfzerbrechen“.
Daran hätten laut Sihn auch die vielen Kampagnenn nichts geändert. „Denn die Ergebnisse einer Ende April vorgestellten Untersuchung zeigen, dass das Thema Satellitenumstellung bei rund einem Drittel der betroffenen Zuschauer immer noch nicht angekommen ist.“ Für den Geschäftsmann liegt das Problem darin, dass die bisherige Ansprache nicht präzise genug und zu wenig zielgruppenorientiert war. „Viele der Betroffenen leben auf dem Land, sind über 60 Jahre alt und haben nur eine einfache Ausbildung. Diese Haushalte erreichen wir nicht über den Händler und Installateur sondern in erster Linie nur über die Massenmedien.“
„Dafür war die Aktionswoche ‚klardigital‘ Anfang Mai gut, denn die Berichterstattung bei fast allen deutschen Fernsehsendern über das baldige Analogende hat“, so Sihn, „zumindest ein intensives Nachdenken über das Thema Analogabschaltung bei sehr vielen direkt Betroffenen eingeleitet“.
Doch trotz der umfangreichen Medienkampagne – mit 200 Beiträgen im Hörfunk und Fernsehen, 875 TV- und Hörfunk-Spots und 1.200 Einblendungen im laufenden Programm – droht vor allem ein Wettlauf mit der Zeit. Denn das größte Problem sind die 50.000 umzurüstenden Kopfstellen und Gemeinschaftsanlagen. Ein zusätzliches Alarmsignal ist, dass der ZVEI-Fachverband „Satellit & Kabel“ bereits vor zwölf Monaten von genau dieser Zahl ausging. „Doch seitdem ist nichts passiert“, so Sihn. „Vielmehr beobachten wir auf breiter Front ein immer noch zögerliches Investitionsverhalten“. Hier spricht Sihn vor allem das Hotelgewerbe mit einigen zehntausend Betrieben an. „Da erleben wir immer wieder Betriebe, die eine Entscheidung vor sich herschieben und Andere glauben überhaupt nicht an den festen Abschalttermin.“ Doch selbst ein Umdenken in der Branche könnte schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, denn schon heute sind die Installationsbetriebe, die sich intensiv mit Kopfstellen und Gemeinschaftsanlagen befassen, sehr gut ausgelastet und suchen händeringend Fachkräfte. „Hier droht bei weiteren Verzögerungen seitens der Auftraggeber ein gewaltiger Investitionsstau, den das Handwerk, wenn überhaupt, nur mit größten Anstrengungen bewältigen kann“, so Sihn. Trotzdem plädiert er dafür, die Aktivitäten der Mai-Aktionswoche „zeitnah und noch viel intensiver und vor allem über einen deuttich längeren Zeitraum über alle Medien hinweg fortzuführen. Denn wenn erst im März und April 2012 Millionen Zuschauer in die Läden rennen, ist es zu spät“. Um das zu verhindern würde Sihn sogar einen radikalen Schritt wagen und „das analoge Satellitenfernsehen einfach für ein paar Stunden zur besten Sendezeit mit einem entsprechenden Hinweis abschalten“. Das anschließende Medienecho würde dann tatsächlich wohl fast jeden erreichen.