DMB, DAB, DVB-T - Wer sich für digitalen Rundfunk interessiert, wird zunächst mit einem Wirrwarr an Abkürzungen überhäuft. Ist dieser Dschungel des Verständnisses erst einmal durchschritten, fängt das eigentliche Problem erst an: Welches Gerät kaufen? Nicht dass die Produktauswahl so umfassend wäre, die Frage ist eher technischer Natur: Weil es keinen festgeschriebenen Übertragungsstandard gibt, setzen manche Sender auf DAB, andere auf DMB und wieder andere auf DVB-T. Das allein wäre nicht schlimm, doch ist längst nicht jeder Radiosender in allen drei Netzen verfügbar.
Bis vor gar nicht so langer Zeit wurden im Café die großen und kleinen Alltagssorgen besprochen, Klatsch aus Familie und Büro ausgetauscht. Dann kamen die ersten Handyklingeltöne auf, die sich Bekannte gerne vorspielten, wenig später die ersten Handys mit eingebautem UKW-Empfänger. Sogar vor den Fußballspielen am Samstagnachmittag war ich seit diesem Zeitpunkt nicht mehr verschont. Ich betrachtete das immer mit Argusaugen, blieb außen vor beim gegenseitigen Wettrüsten der Telekommunikation. Jetzt gehe ich in die Offensive. „Schon mal was von DAB gehört?“, frage ich in die Runde und zücke ein Multifunktionsgerät nicht größer als eine Zigarettenschachtel.
Die Augen meiner Gegenüber fokussieren den Winzling, ich zappe durch die Nachrichten des Deutschlandfunk, Kultur satt von DeutschlandRadio Kultur und MDR Klassik und wähle dann den Privatsender 89.0 RTL Digital an. Das abfällige „Na und?“ meines Gegenübers weicht Staunen als ich ihm die Kopfhörer reiche. Der Klang überzeugt. Doch das Gerät kann nicht nur Radio. Über DMB Band 3 ist Fernsehen inklusive.
„MDR mobil“, ein Pilotprojekt des Mitteldeutschen Rundfunks, ist Fernsehen für die Westentasche. 30-Sekunden-Beiträge, alle 15 Minuten Nachrichten, Verkehrsmeldungen und das aktuelle Wetter als Laufband. Aber auch aus dem traditionellen Fernsehprogramm bekannte Erfolgsformate wie „Brisant“ oder „Sport aktuell“ wurden adaptiert.
„Nicht schlecht“, höre ich von der anderen Seite des Tisches. „Doch die Programmauswahl könnte größer sein.“ - „Kein Problem“,sage ich und greife zum nächsten Gerät, einem Handy. Flugs ist das Display in die Horizontale gedreht und wir hören Radio bigFM2see. Nach drei Chart-Titeln ermüdet die Aufmerksamkeit ob des technischen Fortschritts in der Runde und der Wunsch nach Bildern wird laut. Auch das ist mit DMB im L-Band möglich. Das ZDF wiederholt die alte Folge einer Familienserie, ARD glänzt mit Sport, auf N24 gibt es News aus aller Welt und bei P7S1 Mobile (Programmhöhepunkte von Sat.1, ProSieben und kabel eins) laufen Ausschnitte bekannter Talkshows.
„Zufrieden?“, frage ich. „Nicht ganz. Wo sind arte, Phoenix und all die anderen Sender?“, bekomme ich als Antwort. Dann hole ich das letzte Testgerät aus der Tasche, einen DVB-T-Empfänger, und denke mir: Wenn schon Spartensender, dann richtig: Radio Horeb, ein Ort der Begegnung - der Begegnung mit dem Wort Gottes“ wie es in der Internetpräsenz heißt. Ein ehrenwertes Anliegen, doch sind Themen wider des Sittenverfalls und die Diskussion um Organspende nichts für das Café. Also weiter zu Radio Leipzig, dem zweiten und auch schon letzten Radiosender, der über DVB-T empfangbar ist. Dann wechsle ich in den TV-Modus. Hier finde ich Öffentlich- Rechtliche (selten hat man sich so über deren Existenz gefreut), BBC World, Leipzig Fernsehen, Infokanal Leipzig und BibelTV. Ein Feuerwerk an Bildern in gewohnter Qualität, blendender Akustik und dank 3,6 Zoll großem Bildschirm auch noch erkennbar.
Die Magie der bewegten Bilder setzt sich auch im Freundeskreis an diesem Nachmittag durch. Fern der Frage, ob Radio oder Fernsehen, grübeln wir gemeinsam nach, für welches Gerät wir uns nun entscheiden würden. Fest steht: Wer sich für ein Endgerät entscheidet, muss schon beim Kauf wissen, was er nutzen möchte. Vorwiegend Radio oder Fernsehen, öffentlich-rechtlich oder privat. Ein Gerät mit Voll-Angebot steht bislang aus. Wenn Menschen zum Mond fliegen und Schafe geklont werden, warum soll dann nicht auch das möglich sein?