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Die schlimmsten Fehler in der Politik sind Kommunikationsfehler

Wie Politiker in Digitalisierung arbeiten sollten

Josef Lentsch, Direktor NEOS Lab Quelle: NEOS Lab Josef Lentsch Direktor NEOS Lab 05.02.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Twitter, Facebook und  Co verändern die Politik. Aus Sicht von NEO Labs Direktor Josef Lentsch zum Beispiel dadurch, dass eine Beraterwirtschaft für diese Plattformen entsteht. "Das eröffnet der jungen Generation Chancen in der Politik, weil ältere Leute diese Kanäle oft nicht so gut verstehen wie die Digital Natives." Abgesehen davon sieht Lentsch Chancen und Gefahren.







Jeder Spruch, jede Verfehlung wird im Internet für große Zeiträume gespeichert. Wie verändern sich dadurch die Anforderungen an Politiker?
Politiker müssen, noch mehr als bisher, gute Kommunikatoren sein. Sie müssen genau wissen, wie sie Dinge formulieren und dafür viel Zeit investieren. Dafür brauchen sie auch mehr Training, um sich die entsprechenden Fähigkeiten anzueignen.

Twittern zu jedem Anlass – Politiker müssen immer schneller auf Ereignisse reagieren. Wie wirken sich Geschwindigkeit und Verkürzung auf die Politik aus?
Das heißt zunächst, dass Politiker mit Twitter, Facebook und mittlerweile auch mit Instagram, Snapchat usw. umgehen können müssen. Die Politik beschäftigt natürlich auch Leute, die auf solche Plattformen spezialisiert sind. Dadurch entsteht eine Beraterwirtschaft, in der nicht zuletzt junge Leute gefragt sind. Das eröffnet der jungen Generation Chancen in der Politik, weil ältere Leute diese Kanäle oft nicht so gut verstehen wie die Digital Natives. Da entstehen Jobs und Möglichkeiten.

Auf der anderen Seite gibt es einen Widerspruch. Man muss sehr schnell reagieren und zugleich weiß man um die Konsequenzen, die Sie in ihrer ersten Frage angesprochen haben. Jede Äußerung bleibt lange abrufbar. Das heißt politische Fehler sind heutzutage immer häufiger Kommunikationsfehler. Das ist eine wichtige Konsequenz, die aus der Beschleunigung der Politik folgt. Ich würde sagen, mittlerweile sind die schlimmsten Fehler in der Politik Kommunikationsfehler.

Oft werden (soziale) Medien auch direkt aus Sitzungen, Verhandlungen oder Konferenzen bedient. Was bedeutet das für die Arbeit von Politikern?
Das heißt, dass Politik immer mehr in Echtzeit stattfindet. Grundsätzlich ist diese Transparenz zu begrüßen. Aber sie hat nicht nur positive Seiten. Von Politikern wird heute verlangt, Ereignisse gewissermaßen live zu kommunizieren – mit Hilfe einer Facebook-Live-Streams oder eines Tweets oder eines Videos. Das Bewegtbild wird immer wichtiger. Das gleiche gilt für eigene Kanäle. Die Parteien investieren viel in die entsprechende Infrastruktur.

Das heißt aber auch, dass Politik vorläufiger wird. Manches ist eben nicht zu Ende gedacht und es wird eher stückchenweise kommuniziert.

In sozialen Medien können Politiker mit Wählern in Kontakt treten, direkte Zustimmung oder Ablehnung erleben. Ist das ein Vorteil für die Arbeit von Politikern oder nur zusätzliche Belastung?
Es ist beides. Natürlich ist das eine Belastung, weil Politik noch mehr als bisher 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche stattfindet. Die Bürger sind immer online und kommentieren Tag und Nacht. Das muss gemanagt werden. Das kann keine Person, besonders als Spitzenpolitiker, allein schaffen.

Aber natürlich eröffnen sich auch neue Kanäle für Bürgerdialog. Das ist gut für den Bürger, der Antworten auf seine Fragen bekommt und für den Politiker, der Anregungen und sofortiges Feedback erhält. Da ergeben sich ganz neue Möglichkeiten und ich denke, da sind wir erst ganz am Anfang.

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