Es soll richtig losgehen mit den E-Autos. Eine Million Ladepunkte soll es nach dem Willen der der Bundesregierung bis 2030 geben, Kaufprämien sollen die E-Mobilität voranbringen. Zumindest in Sachen Ladeinfrastruktur begrüßen die Experten in der Fachdebatte auf Meinungsbarometer.info die Regierungsziele.
„Es ist eine gute Botschaft, dass die Infrastruktur massiv ausgebaut werden soll“, betont Prof. Dr. Stephan Rammler vom IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Berlin. Eine konkrete Zielmarke möchte er nicht nennen, aber als Referenz sollte die Zahl der Tankstellen im Bereich der derzeitigen fossilen Treibstoffe dienen. Das ergebe eine ungefähre Netzabdeckung, auch wenn man natürlich bedenken müsse, dass Elektroautos eine geringere Reichweite haben und ohne größere Batterie-Kapazitäten die Ladetaktung höher bleibt. Andererseits sind nach Erkenntnissen des Experten derzeit viele Elektrofahrzeuge Zweitwagen, die im suburbanen Raum, in Kleinstädten oder an anderen Orten, an denen Leute Eigenheime haben, in der Garage oder mit einer Außensteckdose beladen werden. Vor diesem Hintergrund erscheint ihm die Zahl eine Million plausibel.
Auch für Florian Hacker vom Öko-Institut ist die Zielmarke ein wichtiges Signal. Denn eine verlässlich verfügbare Ladeinfrastruktur sei neben konkurrenzfähigen Fahrzeugkosten das zentrale Erfolgskriterium für Elektrofahrzeuge. „Wichtig ist nun, dass auch die Umsetzung zügig und koordiniert erfolgt.“ Wie eine bedarfsgerechte Infrastruktur im Jahr 2030 genau aussehen werde, könne heute nicht im Detail vorhergesagt werden. Doch man wisse mittlerweile genug, um den Aufbau bedarfsgerecht zu planen. Daher sollten verbleibende Unsicherheiten nicht vom schnellen Handeln abhalten.
In Sachen Kaufprämien zeichnet ein Florian Hacker ein differenziertes Bild. Zwar sei ein verlässlicher Kostenvorteil beim Einsatz eines E-Pkw für den Markterfolg von zentraler Bedeutung, die bisherige einseitige Ausrichtung auf die Förderung des Kaufs von E-Pkw greift jedoch zu kurz und ist auch verteilungspolitisch bedenklich. „Konsequent wäre ein Bonus-Malus-System, das hoch emittierende konventionelle Fahrzeuge bei der Beschaffung stärker belastet und E-Fahrzeuge entlastet.“ Denn neben dem Einstieg in die Elektromobilität müsse gleichzeitig auch der Ausstieg aus Fahrzeugen mit hohem Energieverbrauch und hohen Emissionen beschleunigt werden. Zudem würde eine Refinanzierung innerhalb des Systems erreicht und ein Verursacherbezug hergestellt werden.
Auch Prof. Dr. Stephan Rammler sieht Kaufprämieren in ihrer jetzigen Form nicht als der Weisheit letzter Schluss an. Wegen der relativ hohen Endpreise für Elektrofahrzeuge werde im Wesentlichen der Luxuskonsum von Eliten bezuschusst. „Kaufprämien unter 10.000 Euro erzeugen ihren Impuls nur dann, wenn die Preise für die Fahrzeuge insgesamt niedriger sind.“ Deswegen müsse parallel an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden. So könne beispielsweise durch Beschaffungspolitik staatlicher oder halbstaatlicher Institutionen die generelle Kostendegression vorangetrieben werden. Wenn der Industrie durch garantierte Abnahmemengen der Weg in den Massenmarkt geöffnet würde, könnten die Stückzahlen steigen und die Preise sinken. Das mache auch Investitionen in Produktionsanlagen und deren Auslastung besser planbar. „Mit den daraus folgenden niedrigeren Preisen wirken Kaufprämien in der derzeitigen Höhe auch im Massenmarkt.“
Prof. Dr. Günther Schuh, Geschäftsführer des E-Auto-Herstellers e.GO Mobile AG konstatiert, dass das Preis-Leistungsverhältnis für viele potentielle E-Auto-Kunden noch nicht stimmt und deshalb die Umweltprämien vorübergehend notwendig und sinnvoll sind. „Allerdings werden aktuell die Hersteller benachteiligt, die nur E-Autos herstellen, da sie den 50%-Eigenanteil nicht durch Margen bei Verbrennerfahrzeugen erwirtschaften können.“