Die Zukunft des Radios ist hybrid. Darin war sich ein hochkarätig besetztes Podium auf den Medientagen München einig. Hybridradio vereint laut Deutschlandradio- Intendant Dr. W. Steul die Vorteile des herkömmlichen Sendens, unterlegt durch DAB+ Mehrwert, mit den Eigenschaften des Internets, also personalisierten und sozialen Diensten. Es sei für mobile Geräte ebensogedacht, wie für den Empfang zu Hause. Zur Strategie des nationalen Rundfunks gehöre, das digital terrestrische DAB+ als Hauptstrang auszubauen, zusätzlich zur Verbreitung über drahtloses Internet. Das Problem bei letzterem: Je mehr Menschen das Streamingangebot nutzen, desto teurer wird es für den Sendenden. Bei hybridem Radio entstehen dem Intendanten zufolge hingegen trotz maximalem Service nur minimale Kosten, sowohl für die User als auch für die Sender.Deutschlandradio bündele daher seine Kräft mit der BBC, andere europäische Sender würden folgen. Im Rahmen der EBU arbeitet man gemeinsam am Projekt Eurochip. Dieser solle ein Minimum an Eigenschaften und Funktionen für alle digitalen Endgeräte bieten, egal ob stationär oder mobil. Ziel: Schaffung eines weltweit gültigen Standards. Die Arbeit des deutschen nationalen Hörfunks empfindet Ole Jørgen Torvmark vom Digitalradio Norge als Vorbild. Die Entwicklung von DAB sei in seinem Land sehr langsam verlaufen. Die Trendwende kam erst 2001 mit einem Regierungspapier. In ihm sei festgelegt worden, bis Herbst nächsten Jahres eine digitale Abdeckung von 90 Prozent zu erreichen, bis Herbst 2014 sogar 99,5 Prozent. Für Torvmark stellt Hybridradio sogar den „Second Screen” des Radios dar. Erfolgreiches Beispiel dafür sei die norwegische „Viamo”-App.
Eine ähnlich fortschrittliche Technologie stellte Mats Akerlund von der EBU vor, zugleich Leiter der Digitalen Strategie von Sveriges Radio (SR). Die Schweden haben zusammen mit Spotify einen eingebetteten Player entwickelt, mit dem jede Audiodatei, jeder Radiokanal, jedes Sportereignis abgespielt werden kann. Als EBU-Vertreter betonte er noch einmal die Position des Verbandes, derzufolge die Zukunft des Radios digital, auf mehreren Plattformen – und eben hybrid sei.
Auch für Ford Ennals vom Digital Radio UK (DRUK) passt Hybridradio ideal in die Sendelandschaft. Ennals lenkte den Blick auf die Umrüstkosten in Fahrzeugen. In Großbritannien betrifft das 38 Millionen Autos. Daher hätte es sich die DRUK zur Aufgabe gemacht, die Autohersteller über kostengünstige Möglichkeiten für den digitalen Umstieg, z. B. mithilfe von Adaptern, zu informieren. Sebastian Kett vom Projektbüro Digitalradio verwies unter anderem auf Vorteile wie offene Standards und offenen Quellcode beim hybriden Radio, wie auch auf ausbleibende Kostentreiber durch Patente oder Lizenzen. Die Technik sei simpel, es würde nur neu eingesetzt, was es bereits gäbe.