Noch immer gilt bei vielen die klassische Musik als langweilig oder elitär – schlimmer, als ein Musikmarkt für die Generation 60+ oder ewig Gestrige. Doch in letzter Zeit machen sich immer mehr Protagonisten in der Medien- und Klassikbranche – von den neuen digitalen Ausspielwegen profitierend – auf, diesen unheilvollen Elfenbeinturm zu verlassen.
Einer der Vorreiter dieser Szene ist seit vielen Jahren das Klassik Radio. Dort haben es die Radiomacher geschafft, auch die ernste Musik massentauglich und trotzdem niveauvoll zu präsentieren. Deshalb verfolgt Stephan Heller, Station Manager von Klassik Radio, „eine Multi-Channel Verbreitung“, zu der seit kurzem auch die bundesweite Übertragung im neuen Digitalradio gehört. Dank der technischen Reichweite des neuen terrestrischen Digitalradio-Standards kann der einzige börsennotierte Radiosender Deutschlands jetzt über 50 Millionen Menschen bundesweit erreichen. Für Heller ist die Abstrahlung im neuen Digitalradio „daher ein besonders wertvoller und wichtiger Verbreitungsweg, mit dem wir endlich Gebiete versorgen können, in denen der terrestrische Empfang unseres Premiumsenders bisher nicht möglich war.“
Als zusätzliches Plus wertet Heller „den gegenüber UKW verbesserten Klang unserer entspannenden Musik, welcher perfekt zu Klassik Radio passt. Darüber bieten wir als zukunftsorientiertes Medium mit den vielfältigen Mediendiensten über DAB+ gerade für unsere sehr technikaffinen Hörer eine tolle Möglichkeit zur Interaktion“, so Heller weiter. Schließlich will der Station Manager mit der neuen Übertragungstechnik auch neue Hörer gewinnen und hat jetzt bereits festgestellt, „dass die Digitalradio-User sehr technikinteressiert und für neue Übertragungswege zu begeistern sind“.
Nicht nur im Radio tummeln sich inzwischen viele neue Angebote im digitalen Klassikmarkt. Angefangen vom neuen – und nur im Digitalfernehen ausgestrahlten „zdf kultur“ oder den regelmäßig angebotenen und extra vermarkteten Konzert-Livestreams auf der Internetseite „ARTE+7“ – wenden sich aber auch die Orchester selbst vermehrt und direkt an die Klassik-Zielgruppe. So begeistern beispielsweise die Berliner Philharmoniker mit ihrer Digitalen Konzerthalle eine junge und technikaffine Zielgruppe für die gute alte Klassik. Dafür hat sich das deutsche Vorzeigeorchester sogar mit Endgerätepartnern, wie Samsung und Sony zusammengetan und macht als Inhalte-Anbieter mittlerweile dem klassischen Rundfunk ernsthaft Konkurrenz. Und auch die Tablets und Smartphones werden vermehrt mit Inhalten aus der Klassik-Branche versorgt. So bietet beispielsweise neuerdings die Sächsische Staatskapelle Dresden einen Klassik-App an. Mit diesem liefern auch die Dresdner einen Baustein für die unerwartete Renaissance der Klassik in den digitalen Medien. Denn schließlich kann Klassik Spaß machen und modern sein.