Berlin sagt jetzt den privaten Unterkünften im Netz mit einer verschärften Gesetzeslage den Kampf an. Wie bewerten Sie die Vorgehensweise, wird hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen?
Im vergangenen Monat haben wir die Ergebnisse einer von Airbnb in Auftrag gegebenen unabhängigen repräsentativen Umfrage veröffentlicht, die zeigen, dass die Mehrheit der Berliner Bürger Home Sharing über Airbnb unterstützt und sich klare und einfache Regeln wünscht, wie es sie in Großstädten wie Paris, London und Amsterdam gibt. Die Berliner Bürger verstehen, dass sich Home Sharing von anderen Unterkunftsarten in der Stadt unterscheidet und wünschen sich klare und einfache Regeln, die zwischen professionellen Beherbergungsbetrieben und ganz normalen Menschen, die ihre Häuser teilen, um ihre Rechnungen zu bezahlen, unterscheiden. Aus diesem Grund halten wir eine differenzierende Betrachtung und Behandlung des Sachverhalts durch die Politik für angezeigt. Wir wollen mit der Politik zusammenarbeiten, um normale Berliner zu unterstützen, und gegen unerwünschte kommerzielle Betreiber durchzugreifen, damit es den Berliner Einwohnern auch weiterhin möglich ist, ihr eigenes Zuhause mit Gästen zu teilen.
Was macht das Geschäftsmodell von Airbnb so attraktiv, dass der Berliner Senat derart aufgeregt und restriktiv reagiert?
Airbnb ist während der großen Finanzkrise entstanden, um Leuten auf der ganzen Welt zu helfen, mit ihrem Zuhause dem normalerweise größten Kostenpunkt ein zusätzliches Einkommen zu generieren. Zwei junge Uni-Absolventen, die ihre Miete nicht mehr bezahlen konnten, bliesen Luftmatratzen auf und empfingen Übernachtungsgäste in ihrem Wohnzimmer - so entstand Airbnb.
In genau diesem Moment öffnen unzählige Menschen auf der ganzen Welt ihr Zuhause für Gäste und verdienen sich über Airbnb etwas dazu, was Ihnen dabei hilft, ihre Rechnungen zu bezahlen. Bis heute haben schon mehr als 80 Millionen Gäste bei Airbnb-Gastgebern übernachtet. Airbnb verändert, wie wir reisen und wie und wofür wir unser Zuhause nutzen. 90 Prozent der Gäste sagen, dass sie sich mit Airbnb wie ein Einheimischer fühlen undNachbarschaften außerhalb der typischen Touristenzentren besuchen. Wenn Gäste mit Airbnb nach Berlin reisen, dann möchten sie sich wie Berliner fühlen. Sie möchten da wohnen, wo Berliner zu Hause sind, das essen, was Berliner essen, und in den Geschäften einkaufen, in denen auch Berliner einkaufen. Airbnb-Gäste möchten sich in Berlin zu Hause fühlen. Im Gegenzug behandeln sie es auch wie ihr Zuhause.
Airbnb Gastgeber sind Botschafter ihrer Städte. Sie ermöglichen ihren Gästen ihre Kieze und Nachbarschaften wie Einheimische zu erleben, abseits der typischen touristischen Attraktionen. Dadurch leisten sie einen nicht zu unterschätzenden kulturellen und wirtschaftlichen Beitrag zu Gunsten ihrer Stadt, in der sie die Welt bei sich zu Hause begrüßen.
Was würde ein mögliches Aus von Airbnb in Berlin für Ihr Unternehmen bedeuten? Hoffen Sie auf eine Lösung zu beiderseitigem Vorteil, die nicht zur befürchteten privaten Wohnraumverknappung führt und gleichzeitig Ihr Geschäftsmodell schützt?
Wir möchten eine konstruktive Partnerschaft mit den Entscheidungsträgern in Berlin eingehen. Berlin und unsere Berliner Gastgeber sind uns sehr wichtig. Deswegen möchten wir gemeinsam mit der Stadt Maßnahmen entwickeln, die für alle Einwohner dieser wundervollen Stadt gut sind.
Airbnb ist in den letzten acht Jahren sehr schnell gewachsen, aber unsere Vision und unsere Leitlinien sind immer gleich geblieben: Airbnb hilft Menschen dabei in ihrem Zuhause bleiben zu können, laufende Rechnungen zu begleichen und Gäste in Städte in einer Weise eintauchen zu lassen wie es ihnen sonst nicht möglich wäre. Wir arbeiten als Partner mit Regierungen auf der ganzen Welt, um Home Sharer zu unterstützen, beleben entlegene Nachbarschaften, steigern die Steuereinnahmen und ahnden den Missbrauch der Plattform. Wir wollen das gleiche in Berlin tun und die Berliner unterstützen, die ihr eigenes Zuhause und das Beste von Berlin mit der Welt teilen.
Wie vertrauensvoll funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen großen deutschen Städten und deren kommunaler Verwaltung?
Unzählige fortschrittliche Städte auf der ganzen Welt haben die Vorteile des Home Sharing erkannt und in einem kooperativen und konsensorientierten Ansatz gesetzliche Rahmenbedingungen eingeführt, um es den Einwohnern einfacher zu machen, ihr Zuhause mit Gästen zu teilen, darunter sind Großstädte wie Amsterdam, Paris, London, Mailand, Lissabon und viele weitere Städte in den USA. Diese Städte haben verstanden, dass sich das Teilen von Wohnraum - sei es ein freies Zimmer oder die ganze Wohnung, wenn man zum Beispiel im Urlaub ist - von anderen Unterkunftsarten unterscheidet und daher eigene, klare und einfach zu verstehende Regeln benötigt. Die derzeitige Regelung des Zweckentfremdungsverbots in Berlin ist komplex und verwirrend, und wurde nicht unter Berücksichtigung jener Berliner entwickelt, die ihr eigenes Zuhause teilen möchten. Das Gesetz entspricht dieser neuen Bewegung und der Art und Weise, wie wir heute unser Zuhause nutzen, nicht. Wenn Berlin sich als digitale Hauptstadt Europas definiert, dann müssen auch hier Innovationen und neue Geschäftsmodelle möglich sein und gefördert werden.