In einem nationalen Aktionsplan bringen derzeit Politik, Programmverantwortliche, Netzdienstleister, Automobilindustrie und Endgerätehersteller eine richtungsweisende Grundlage auf den Weg, die für mehr Sicherheit auf den deutschen und europäischen Autobahnen sorgen soll. Bis zum 20. August will das federführende Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) seinen Maßnahmenkatalog nach Brüssel melden, mit dem die europäische Richtlinie für mehr Verkehrssicherheit auf deutscher Ebene umgesetzt wird. Technologische Grundlage für den nationalen Maßnahmenkatalog ist das digitalterrestrische Digitalradio (DAB+). Das deutsche Modell könnte künftig als Vorbild für die anderen europäischen Staaten dienen.
Wie Thomas Kusche, Leiter der entsprechenden Arbeitsgruppe beim BMVI und beim WDR für die Verkehrstelematik zuständig, dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, ist ein wesentlicher Bestandteil des Maßnahmenkatalogs, Stauenden besser und schneller zu lokalisieren, um schwere und oft tödliche Auffahrunfälle am Stauende zu verhindern. Das kann nach Aussagen Kusches mit Hilfe von Digitalradio-Diensten besser bewerkstelligt werden, als über mobilfunkbasiertes Internet. „Denn erfahrungsgemäß greifen viele Menschen im Stau zum Mobiltelefon, was zu Überlastungen des Mobilfunknetzes bis hin zum Totalausfall führt.“ Webbasierte Verkehrsinformationen kämen folglich nicht mehr in die Fahrzeuge. Für digitale Rundfunksysteme spräche außerdem, dass die Informationen auf frei verfügbaren Verbreitungswegen versendet werden.
Bereits jetzt ist das erste Navigationsendgerät mit Digitalradio basierten Diensten, der Garmin nüvi 3598, auf dem Markt, der alle technischen Funktionen aufweist, um Autofahrer mit aktuellen Verkehrsinformationen zu versorgen. Zudem rechnet Technologieexperte Thomas Kusche damit, dass schon bald weitere Endgerätehersteller folgen und sich das DAB+ basierte System durchsetzt. Profitieren sollen von den neuen Diensten nach Aussagen Kusches aber nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Umwelt. Denn durch die präzisen und schnellen Informationen können beispielsweise Schadstoffbelastungen künftig verringert werden, so der Telematikexperte abschließend.
Hintergrund des nationalen Aktionsplanes für mehr Verkehrssicherheit, der seinen Anfang schon 2007 im Rahmen der EURatspräsidentschaft Deutschlands unter Vorsitz des damaligen Verkehrsministers Wolfgang Tiefensee nahm, sind vor allem die häufigen und oft tödlichen Unfälle am Stauende. Einer WDR-Recherche zufolge ereigneten sich im Jahr 2013 Unfälle mit insgesamt 80 Toten und 400 Schwerverletzten. Zum Vergleich: Durch Geisterfahrten kamen circa 20 Menschen ums Leben. Auch die Sachschäden weichen laut WDRRecherche erheblich vom Durchschnitt ab: Liegt der durchschnittliche Sachschaden bei Verkehrsunfällen in Deutschland bei 6450 Euro, so beträgt er am Stauende 140.700 Euro. Auch der ADAC kommt beiinternen Untersuchungen zu vergleichbaren Ergebnissen.