Meinungsbarometer: Herr Jensen, der Kurs für die bundesweite Einführung von DAB+ Programmen in Deutschland ist gesetzt. Wie bewerten Sie diesen Durchbruch?
Jörn Jensen: Ich denke der Schlüssel ist, dass unter den deutschen Sendern sowohl öffentliche als auch private Veranstalter dabei sind, die für das erste nationale DAB+ Funknetz verpflichtet werden konnten. Sie bieten den deutschen Hörern neue Stationen, neue Inhalte und mehr Auswahl. Schon allein wegen seiner Größe ist Deutschland ein wichtiger Markt, der die Digitalisierung und auch die Harmonisierung von Digitalradio in Europa beschleunigen wird. Dieses Bekenntnis zu Digitalradio von immer mehr Sendern zeigt auch, dass es unerlässlich ist, eine ausgereifte „ready to go“-Digitalradio-Plattform in Europa zu haben. Der deutsche Markt gibt so eine starke Botschaft an den Rest von Europa, dass die Digitalradioentwicklung schnell für alle Zuhörer vorangebracht werden muss.
Wie wird WorldDMB die deutsche Markteinführung von Digitalradio unterstützen?
Deutschland erhält die volle Unterstützung von WorldDMB und seiner Mitglieder. Gleichwohl ist die Aufgabe der deutschen Radio-Industrie, des bundesweiten Multiplex und der einzelnen lokalen Programmanbieter in den Bundesländern, Digitalradio zum Erfolg zu machen. Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass die Technik noch robuster und zukunftssicher wird. WorldDMB schützt und fördert die DAB-Standard-Familie und sorgt dafür, die Welt zu einem digitalen Radio-Markt zu harmonisieren.
Welche europäische Signalwirkung geht vom Start des deutschen Digitalradios aus?
Der deutsche Markt hat gegenüber dem Rest von Europa signalisiert, dass die Umstellung des digitalen Radios jetzt und hier stattfindet. Dieses proaktive und positive Konzept sollte nun von allen Ländern in Europa übernommen werden, so dass alle Verbraucher, gegenüber dem normalen Radio, in den Genuss der zusätzlichen Vorteile der digitalen Technik kommen. Denn das digitale Radio bietet viele Vorteile für die Aufrechterhaltung des Massenmarktes Radio. Schließlich ist das Digitalradio „free to air“ und glänzt mittlerweile mit einer großen Empfängervielfalt auf dem Markt. Die Arbeit, die jetzt vom deutschen Radiomarkt geleistet wurde, signalisiert nun den europäischen Märkten, sich für den Aufbau einer klaren Zukunft für das Radio in Europa zu engagieren.
Warum ist die Digitalisierung unabdingbar, welche Rolle wird die analoge UKW-Übertragung in Zukunft spielen?
Wir sind noch in den Kindertagen des digitalen Radios. In den kommenden Jahren werden wir noch attraktivere Radios mit Bildschirmen sehen, die noch mehr Informationen und Interaktivität und einen großen Mehrwert für Werbekunden bieten. Wir wissen aber, dass während des Übergangs zum digitalen Radio die UKW-Netze on air bleiben werden und auch das Internet eine wichtige Rolle in der Radio-Welt übernehmen wird. Attraktiv sind daher „Hybrid Radios“, die die aktuelle gute Abdeckung des analogen FM-Signals mit den Vorteilen des Digitalradios und der Vielfalt von Internetstreams verbinden. Diese bereits auf dem Markt befindlichen Radiogeräte ermöglichen dem Verbraucher die ultimative analog-digitale Radioerfahrung. Trotzdem ist es künftig einfach undenkbar, dass Radio in der analogen Welt bleibt, wenn alles andere digital wird.