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Interview

Deutsche Endverbraucher sind Late Adopter

Warum LTE jetzt auf dem Vormarsch ist

Jürgen Grützner, Geschäftsführer Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) Quelle: VATM Uwe Schimunek Freier Journalist Meinungsbarometer.info 20.07.2015

70 Prozent der Südkoreanrer nutzen LTE, in den USA in den 40 Prozent, in Westeuropa hingegen nur 15 Prozent. Das wird sich aber bald ändern. Die Bedingungen seien gut, meint VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.







Nur 15 Prozent LTE-Marktdurchdringung im Vergleich zu 70 Prozent in Südkorea – verpasst Deutschland den internationalen Anschluss?
Nein, das tun wir definitiv nicht. Die entsprechenden Frequenzen standen in Deutschland zwei bis drei Jahre später als in Japan, Südkorea oder den USA zur Verfügung. Man kann verschiedene Länder zudem immer schwer miteinander vergleichen, da es unterschiedliche Nutzerkulturen gibt. In Deutschland spielt das Festnetz zum Beispiel noch immer eine große Rolle – auch mit WLAN für Smartphones zu Hause.
Der LTE-Ausbau hierzulande läuft erst seit 2011 – die Frequenzversteigerung war 2010. Eine wichtige Besonderheit in Deutschland: Die regulatorischen Bedingungen sahen erst die Versorgung in den ländlichen Gebieten vor, erst dann durften die Mobilfunkanbieter in die Städte. Deutschland steht dennoch europaweit gut dar, weil die Bundesregierung frühzeitig die Frequenzen im 700- und 800-MHz-Band zur Verfügung gestellt hat.

Wo liegt der Grund für die schleppende Einführung?
Wie gesagt, die Einführung ist nicht schleppend und die Nutzung durch den Endkunden zieht inzwischen deutlich an. 2014 wurden 45 Prozent des mobilen Datenverkehrs über LTE-Netze abgewickelt. Eine Rolle spielt eventuell auch, dass die Endverbraucher hierzulande eher als sogenannte „Late Adopter“ gelten. Wenn sie dann aber etwas für sich entdeckt haben, zieht es in der Nutzung schnell an. Das sieht man auch jetzt bei LTE. Wir gehen von einer rasanten Entwicklung aus. Das hängt auch mit der zunehmenden Steigerung der Datennutzung zusammen. Zudem hat sich Auswahl bei Endgeräten und Tarifen stark erweitert.
Aktuell sind bereits 92 Prozent der Haushalte in Deutschland mit LTE versorgt. Bei der jüngsten Frequenzauktion, bei der die Netzbetreiber erneut über 5 Milliarden Euro investiert haben, gibt es erneut Versorgungsauflagen: 2018 wird LTE daher nahezu flächendeckend verfügbar sein. Deutschland besitzt also eine sehr moderne Netzinfrastruktur.

Was muss wer tun, damit sich der neue Stand schneller durchsetzt?
Die Produkt- und Tariflandschaft wird immer vielfältiger und attraktiver. Insgesamt sollte man Zukunftstechnologien noch stärker im Fokus haben. Natürlich spielen auch attraktive Dienste eine wichtige Rolle. Mit der andauernden Netzmodernisierung wird die durchschnittlich nutzbare Geschwindigkeit weiter deutlich steigen.
Wir brauchen zügig eine harmonisierte EU-Frequenzpolitik, die die Entwicklung vorantreibt. Mit der Versteigerung der Digitalen Dividende II hat Deutschland mit Blick auf das mobile Breitband eine Vorreiterrolle in der EU eingenommen. Jetzt sind die schnelle Umsetzung und damit die Freigabe der entsprechenden Frequenzen erforderlich.

Welche Nachteile drohen dem Standort, wenn Deutschland den LTE-Einstieg weiter verschläft?
Eine möglichst flächendeckende LTE-Versorgung ist sehr wichtig für die Breitbandversorgung, für die digitale Teilhabe und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Auch bei der Nutzung für neue Geschäftsmodelle sind wir auf einem sehr guten Weg. 5G wird einer der Grundpfeiler der Digitalisierten Wirtschaft. Nachfrage und Nutzung entwickeln sich aber in den Ländern der Welt sehr unterschiedlich. In Deutschland besteht unter Berücksichtigung dessen eine bedarfsgerechte Versorgung. Es sind derzeit weder für die Wirtschaft noch für die Bürger Nachteile erkennbar.

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