Mit großem Aufwand wird in Deutschland mit Digitalradio derzeit eine neue Radiotechnologie eingeführt. Doch das Thema beschäftigt momentan vor allem die Führungsebene und den Handel. Doch was ist mit den Mitarbeitern in den Radiostationen zwischen Alpen und Nordsee? Immerhin arbeiten nach Einschätzung des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) im gesamten Bundesgebiet im Rundfunk rund 9.200 fest angestellte Journalisten. Dazu kommen tausende von freien Mitarbeitern. „Doch diese“, so der Kommunikationsexperte und Spezialist für Marktforschung, Dr. Konrad Weßner, „werden bei der Marken- und Produktkommunikation einfach vergessen. „Vielmehr herrscht bei uns in Deutschland generell viel zu viel Angst vor Wandel – verbunden mit einem unheilvollen Mangel an Strategien, um aus Veränderungen Chancen zu machen. Das lässt sich denn auch eins zu eins auf die Digitalisierung des Radios übertragen“, so Weßner weiter.
Für den Marken- und Vertriebsexperten ein unhaltbarer Zustand, „denn die Mitarbeiter sollten zu Beteiligten und nicht zu Betroffenen gemacht werden“. Dass man darüber in den USA anders denkt, weiß der Experte. „Bei Starbucks werden beispielsweise die Mitarbeiter sehr stark über Emotionen angesprochen. Überhaupt sei es für die amerikanischen Firmenbosse wichtig, zuerst die eigenen Mitarbeiter mit neuen Technologien vertraut zu machen. Wir Deutschen dagegen wollen immer gleich die Kunden ansprechen und Produkte verkaufen.“
Wie neue Mitarbeiter-basierte Ansätze in der Praxis gelebt werden können, zeigt André Gierke, Leiter Unternehmenskommunikation im Funkhaus in Halle. „Bei Radio Brocken und 89.0 RTL begleiten wir die Thematik Digitalradio bereits seit einigen Jahren sehr aktiv und haben zusätzlich seit der Startphase von Digitalradio immer wieder verschiedene Schulungen in allen Abteilungen von Programm über den Verkauf bis hin zu den Kollegen der Disposition und Buchhaltung durchgeführt.“
Genau dieser langfristige und abteilungsübergreifende Ansatz, sei die „zentrale Erfolgsformel“, bestätigt Kommunikationsexperte Weßner. „Zunächst müssen für alle Mitarbeiter die Fakten und Markentrends neutral auf den Tisch um daraus eine Strategie entwickeln zu können, die dann wiederum den Mitarbeitern eingeimpft werden muss.“ Erst dann kann das gesamte Team glaubhaft erleben, wie großartig neue Technolgien und diese Begeisterung beispielsweise an den Bekanntenkreis weitergeben.
Genau aus diesem Grund hat Gierke und seine Radiomannschaft im ganzen Haus verschiedene DAB+ Geräte aufstellen lassen, an denen sich die Kollegen von den Vorteilen des neuen digitalen Sendestandards selbst ausprobieren können. „Denn Radio lebt von Emotionen und neben technischen Vorteilen und Neuerungen ist gerade die persönliche Komponente durch unsere Mitarbeiter entscheidend, um DAB+ schnellstmöglich zum Durchbruch zu verhelfen“, ist Gierke überzeugt.