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Kolumne

DMB trifft DVB-H - Kannibalisierung der Technologien oder friedliche Koexistenz?

Dr. Bertold Heil, Strategie und Business Development, Media&Broadcast bei T-Systems

Dr. Bertold Heil, T-Systems Quelle: T-Systems Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 30.08.2005

Lange Zeit schien es so, als sei DVB-H die gesetzte Technik, um Rundfunkund Mobilfunkwelt miteinander zu verbinden. Feldtests unter anderem in den USA, Australien, Finnland, Deutschland und Großbritannien haben Netzinfrastruktur, Endgeräte sowie Konsumentenakzeptanz anhand der Leistungsfähigkeit dieser Übertragungstechnik sondiert. Während dort noch “untersucht“ und der Marktstart angedacht wird, meldet Korea: Mobile TV mittels (terrestrischem und satellitenbasiertem) DMB ist marktreif und sofort ein großer Erfolg. Damit war im Rest der Welt die Debatte um den “passenden“ Mobile Broadcast Standard wiedereröffnet. Die Unterschiede beider Techniken liegen auf der Hand und machen die Auswahl vermeintlich einfach. Wer fast 20 Fernsehkanäle übertragen möchte, ist bei DVB-H besser aufgehoben, marktreife Endgeräte gibt es aber erst in 2006. DMB schafft nur 3-4 Fernsehkanäle, hat aber Vorteile durch die Abwärtskompatibilität zu DAB und - durch die Vorarbeit in Korea - bei der Verfügbarkeit von Endgeräten. Da die Erfüllung möglichst vielfältiger Zuschauerinteressen “der“ kritische Erfolgsfaktor zur Einführung von Mobile TV ist, müsste selbstverständlich die Wahl auf DVB-H fallen.

So einfach liegen die Dinge aber nicht. Während DVB-H in vielen Ländern und Regionen um dieselben Frequenzen konkurriert, die DVB-T nutzt, setzt DMB- basiertes Mobile TV auf europaweit verfügbare Frequenzressourcen: das L-Band. Damit bekommt DMB einen unbestreitbaren Vorteil, den auch die Landesmedienanstalten erkannt haben. Diese entschieden sich daher zum Vorbereiten einer L-Band-Ausschreibung für DMB.

Anbieter, die ein intelligentes Konzept für drei bis vier Fernsehkanäle haben und schnell in den Markt wollen, erhalten somit die Chance, Mobile TV in Deutschland bereits in 2006 auf den Markt zu bringen. Damit hat aber DVB-H nicht an Attraktivität verloren oder werden Pläne für Fernsehangebote auf dieser Basis unrealistisch. Vielmehr erwarten wir, dass DMB Mobile TV den Markt öffnen wird und DVB-H Mobile TV - wenn nach der Wellenkonferenz in 2006 entsprechende Frequenzen verfügbar sind - dann die zweite Generation Mobile TV bringen wird. Die Ersatzzyklen von Mobiltelefonen machen einen Umstieg - anders als in der Unterhaltungselektronik - schnell möglich. Auch nach einem Marktstart von DVB-H wird DMB jedoch nicht wieder in der Versenkung verschwinden: Entweder existieren beide Angebote parallel und decken unterschiedliche Zuschauerbedürfnisse ab oder die bis dahin im Markt befindlichen Mobilfunk-Geräte und -Netze bilden eine interessante Grundlage für Multimedia Radio
und andere Radio-Mediendienste. Von Kannibalisierung kann also keine Rede sein, vielmehr beweisen beide Techniken die großen, noch unerschlossenen Potenziale terrestrischer Rundfunknetze.

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