Vor 5 Jahren begann die Einführung von DAB+ in Deutschland. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Seit der Einführung von DAB+ ist im deutschen Digitalradio-Markt ein stetiges Wachstum zu beobachten. Nach einem besonders starken Jahresanfang 2015 bewegen sich die Wachstumsraten selbst heute, 5 Jahre nach dem DAB-Start, noch im deutlich zweistelligen Bereich im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden seit 2011 bis Juni 2016 bereits über 3,1 Millionen Digitalradios* verkauft. Die Anzahl der verschiedenen Modelle und Marken, welche dem Konsumenten beim Kauf eines Digitalradios zur Auswahl stehen, steigt Jahr für Jahr an.
Welche Entwicklung prognostizieren Sie für die nächsten Monate? Wie sehen die Verkaufszahlen in 2016 bisher aus?
Im ersten Halbjahr 2016 wurden etwa 490.000 Radiogeräte mit Digitalradiochip verkauft was einem Wachstum von 27 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 entspricht. Dabei ist momentan insbesondere ein starkes Wachstum im Bereich der Audio Home Systems zu beobachten, d.h. Digitalradio wird vermehrt in Geräten, die im Wohnzimmer verwendet werden, eingebaut.
Für die nächsten Monate ist weiterhin mit einem Marktwachstum zu rechnen. Auch ist eine weitere Zunahme der Modell- und Markenvielfalt zu erwarten. Mit zunehmender Marktdurchdringung ist mittelfristig davon auszugehen, dass die Steigerungsraten etwas niedriger ausfallen werden, auch wenn die absoluten Verkäufe weiter steigen werden.
Wo sehen Sie noch Reserven für die weitere Etablierung von Digitalradio?
Trotz des kontinuierlich ansteigenden Digitalradioanteils bei den verkauften Radioempfangsgeräten gibt es in verschiedenen Produktbereichen weiterhin Wachstumspotenziale. Während der Digitalradioanteil insbesondere bei Portable Radios und Tunern bereits auf einem recht hohen Niveau liegt, macht DAB+ bei den Radiorekordern, Receivern und Autoradios im Nachrüstmarkt nur etwa jeweils 5 Prozent der Verkäufe im ersten Halbjahr 2016 aus.
Um die Gunst der Radiohörer buhlt auch das Internetradio. Wie bewertet die GfK die Netzkonkurrenz?
Auch im Bereich Internetradio ist ein Anstieg der Verkäufe wie auch des Anteils innerhalb des Radiomarktes zu beobachten, der Schwerpunkt liegt dabei allerdings auf etwas anderen Warengruppen. Der Anteilsanstieg ist insbesondere auf das steigende Gewicht von Smart Audio (multiroomfähige Systeme) zurückzuführen, wo der Internetradioanteil auf einem sehr hohen Niveau liegt. Auch bei den Tunern und Receivern erzielen internetradiofähige Geräte bereits einen hohen Anteil. Im Gegensatz zu DAB+ macht Internetradio jedoch bei den klassischen Radiogeräten, den Portable Radios, Uhrenradios und den Radiorekordern, einen geringen Anteil aus (insgesamt knapp 5 Prozent im ersten Halbjahr 2016).
Im Sinne des Verbraucherschutzes fordern Teile des Handels und der Endgeräteindustrie einen definitiven UKW-Abschalttermin. Welche Position hat die GfK dazu?
Eine Position bezieht die GfK als beobachtendes und neutrales Marktforschungsinstitut hierzu nicht. Von Abschaltungen in anderen Bereichen (z. B. im Bereich TV) wissen wir, dass diese zu einer schnelleren Marktdurchdringung mit neuen Technologien führen.
*beinhaltete Warengruppen: Portable Radios, Radiowecker, Radiorekorder, Audio Home Systems, Tuner, Receiver, Autoradios (Nachrüstmarkt) mit Digitalradio