Eingefleischte Fußball-Fans dürften an dem Projekt zunächst Zweifel haben: Fußball auf dem Handydisplay – kann man da den Ball überhaupt erkennen? “Am Ende war das für mich das Erstaunlichste überhaupt. Man sieht den Ball wirklich – die Bilder sind unglaublich brillant”, begeistert sich Thomas Wächter. Er verantwortet das Produktmanagement “Digitale Rundfunkplattformen” im Geschäftsbereich Media&Broadcast bei T-Systems und ist da unter anderem für das neueste Projekt mitverantwortlich: An allen zwölf Spielstätten will T-Systems zur WM 2006 interaktives Handyfernsehen bereitstellen. Fußball-Fans können dann entscheidende Torszenen oder Statistiken auf fernsehfähigen Mobiltelefonen empfangen.
Auf der CeBIT wurde die Technologie erstmals einem größeren Publikum vorgestellt. “Die meisten Besucher waren begeistert – besonders von der Bildqualität”, sagt Wächter. Die neue Sendeplattform von T-Systems nutzt erstmals digitale Rundfunkstatt Mobilfunknetze, um Video- und Audiodaten auf mobile Endgeräte zu übertragen. Die neue Lösung überträgt die Daten wie beim normalen Fernsehen oder Radio zentral – unabhängig davon, ob der Empfänger das Endgerät eingeschaltet hat oder nicht. Dieses Verfahren erleichtert es den Inhalteanbietern, große Datenmengen gleichzeitig an viele Handys oder PDAs zu versenden. Die nächste Handygeneration müsste also auch einen DAB-Empfänger an Bord haben, um von der Technologie zu profitieren. Auf der CeBIT stellte T-Systems-Partner Samsung die Endgeräte. Auf herkömmlichen Handys lassen sich die Bilder nicht empfangen. Schon allein deshalb nicht, weil die Bildschirmauflösung noch viel zu gering ist.
Wächter ist trotzdem zuversichtlich, dass sich die neue Lösung durchsetzen wird und in der nächsten Handygeneration auch DAB-Empfänger integriert sein werden: “Für den Anfang ist das ein schönes und risikoarmes Einstiegsszenario”, sagt Wächter. Bei DAB wären auf L-Band schließlich genügend Frequenzen frei. Das Aufbauen neuer Sendesysteme ist also überflüssig. “Außerdem ist DAB optimal für Handhelds”, sagt Wächter.
Die neue Übertragungslösung ermöglicht auch neue Geschäftsmodelle. Neben Audio und Videodaten lassen sich über DAB auch interaktive Anwendungen bereitstellen – wie etwa ein Gewinnspiel. Rückkanal bleibt dabei das herkömmliche Handynetz. Außerdem lassen sich Inhalte gezielt an ausgewählte Empfängergruppen übertragen. So könnte ein Radiosender seinen Zuhörern den gerade gespielten Song zum Download auf Handy anbieten. Das Projekt soll jetzt möglichst schnell in den Regelbetrieb übergehen. “2006 ist angepeilt”, verspricht Wächter
Profil
Thomas Wächter hat Elektrotechnik an der TU Braunschweig studiert und war unter anderem vier Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut der Deutschen Bundespost in Darmstadt. Seit 1999 verantwortet er das Produktmanagement “Digitale Rundfunkplattformen” im Geschäftsbereich Media&Broadcast bei T-Syste
Kontakt: www.t-systems.de