Wie brisant das Thema Cybermobbing ist, zeigt sich daran, dass sich zunehmend Politiker und sogar die Polizei mit dem Problem des Mobbings im Internet beschäftigen. Hintergrund sind Hetzbeiträge auf einer Online-Plattform, die Mitte März in Berlin zu einer brutalen Schlägerei unter Jugendlichen geführt haben. Dabei wurde ein 17-Jähriger bewusstlos geprügelt, nachdem er einen Streit zwischen seiner Freundin und ihren Mitschülerinnen schlichten wollte, die sie gemobbt haben. Extrembeispiele wie die Internetseite Isharegossip zeigen, dass es sich bei Cybermobbing auch um ein medienpolitisches Problem handelt. Doch was kann gegen derartige Exzesse getan werden, welche Präventionsmaßnahmen gibt es? Aus medienpolitischer Sicht ist zunächst die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) für die Aufsicht über den privaten Rundfunk und die Telemedien zuständig. Das heißt, sie prüft gegenüber deutschen Anbietern, ob Verstöße gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) vorliegen und beschließt gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen, wie Beanstandungen, Bußgelder und Verbreitungsbeschränkungen. Natürlich haben die Verantwortlichen dort längst auch das Problem des zunehmenden Cybermobbings ausgemacht und wissen, dass hier „antisoziale Verhaltensweisen propagiert und Erziehungsziele wie Empathie, Toleranz und Respekt negiert werden“, so die Sprecherin der Behörde, Verena Weigand. Doch das Problem sei, „dass sowohl die Serverstandorte als auch die offiziellen Betreiber-Adressen problematischer Angebote oft im Ausland liegen und damit nicht unter das deutsche Recht fallen. Hier haben wir als KJM nur die Möglichkeit, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) eine Indizierung solcher Angebote zu empfehlen“, die dann gegebenenfalls die Seite mit Filterprogrammen blockieren kann. Doch am vielversprechendsten ist für die KJM, als einem Organ der Landesmedienanstalten, „die Präventionsarbeit verschiedener medienpädagogischer Initiativen, die wir aktiv fördern und unterstützen“, so Weigand. So etwa „Klicksafe“, „Internet-ABC“, „fragFINN“, „flimmo“, „Chatten ohne Risiko“ oder „Ein Netz für Kinder“. Der beste Ansatz sei aber, „über Mobbing im Internet offen zu reden und zu vermitteln, dass es auch im Internet Regeln gibt, die für einen respektvollen Umgang mit anderen wichtig sind“, so Weigand.
Mit einem ganz besonders kommunikativen Angebot wartet dabei die Medienanstalt Sachsen-Anhalt auf. Hier fahren junge Medienpädagogen mit ihrem Medienmobil direkt an die Problemorte, die Schulen. Im Projekt „Abgecheckt – soziale Online-Netzwerke unter der Lupe“ setzen sich die Schüler anhand eines selbstgedrehten Filmes konkret mit dem Thema Cybermobbing auseinander und werden dafür sensibilisiert, wie man sich in sozialen Netzwerken korrekt verhält. Auch für die Elternverbände steht fest, dass dem Problem des Cybermobbings nur mit intensiver Aufklärung vor Ort an den Schulen beigekommen werden kann. So berichtet Andreas Hellner vom Ausschuss „Realschulen in Sachsen“ beim BundesElternRat: „Ich kenne und unterstütze Leipziger Schulen, die gemeinsame Veranstaltungen von Schülern und Eltern organisieren und sich dem Thema Cybermobbing widmen“.
Und auch aus technischer Perspektive gibt es einen hoffnungsvollen Ansatz. So wurde Anfang Februar eine Kinderschutz-Software inklusive Online-Plattform auf den deutschen Markt gebracht. Das sogenannte „Dolphin Secure“ sorgt dafür, dass die Eltern quasi in die Rolle eines Administrators schlüpfen. So entscheiden die Eltern mit, wen ihr Kind als Freund verlinken kann und welche fremden Seiten es außerhalb der Plattform ansteuern darf. Ein vielversprechender Ansatz, der vor allem die Medienkommunikation zwischen Eltern und Kindern fördern soll.