Menue-Button
Porträt

Cybermobbing unter Schülern: Wie die Medienpolitik reagiert

Hoffnungsvolle Ansätze für ein ernstes Problem

Jugendliche müssen lernen, sich in sozialen Netzwerken korrekt zu verhalten Quelle: MSA 29.04.2011

Wie brisant das Thema Cybermobbing ist, zeigt sich daran, dass sich zunehmend Politiker und sogar die Polizei mit dem Problem des Mobbings im Internet beschäftigen. Hintergrund sind Hetzbeiträge auf einer Online-Plattform, die Mitte März in Berlin zu einer brutalen Schlägerei unter Jugendlichen geführt haben. Dabei wurde ein 17-Jähriger bewusstlos geprügelt, nachdem er einen Streit zwischen seiner Freundin und ihren Mitschülerinnen schlichten wollte, die sie gemobbt haben. Extrembeispiele wie die Internetseite Isharegossip zeigen, dass es sich bei Cybermobbing auch um ein medienpolitisches Problem handelt. Doch was kann gegen derartige Exzesse getan werden, welche Präventionsmaßnahmen gibt es? Aus medienpolitischer Sicht ist zunächst die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) für die Aufsicht über den privaten Rundfunk und die Telemedien zuständig. Das heißt, sie prüft gegenüber deutschen Anbietern, ob Verstöße gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) vorliegen und beschließt gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen, wie Beanstandungen, Bußgelder und Verbreitungsbeschränkungen. Natürlich haben die Verantwortlichen dort längst auch das Problem des zunehmenden Cybermobbings ausgemacht und wissen, dass hier „antisoziale Verhaltensweisen propagiert und Erziehungsziele wie Empathie, Toleranz und Respekt negiert werden“, so die Sprecherin der Behörde, Verena Weigand. Doch das Problem sei, „dass sowohl die Serverstandorte als auch die offiziellen Betreiber-Adressen problematischer Angebote oft im Ausland liegen und damit nicht unter das deutsche Recht fallen. Hier haben wir als KJM nur die Möglichkeit, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) eine Indizierung solcher Angebote zu empfehlen“, die dann gegebenenfalls die Seite mit Filterprogrammen blockieren kann. Doch am vielversprechendsten ist für die KJM, als einem Organ der Landesmedienanstalten, „die Präventionsarbeit verschiedener medienpädagogischer Initiativen, die wir aktiv fördern und unterstützen“, so Weigand. So etwa „Klicksafe“, „Internet-ABC“, „fragFINN“, „flimmo“, „Chatten ohne Risiko“ oder „Ein Netz für Kinder“. Der beste Ansatz sei aber, „über Mobbing im Internet offen zu reden und zu vermitteln, dass es auch im Internet Regeln gibt, die für einen respektvollen Umgang mit anderen wichtig sind“, so Weigand.

Mit einem ganz besonders kommunikativen Angebot wartet dabei die Medienanstalt Sachsen-Anhalt auf. Hier fahren junge Medienpädagogen mit ihrem Medienmobil direkt an die Problemorte, die Schulen. Im Projekt „Abgecheckt – soziale Online-Netzwerke unter der Lupe“ setzen sich die Schüler anhand eines selbstgedrehten Filmes konkret mit dem Thema Cybermobbing auseinander und werden dafür sensibilisiert, wie man sich in sozialen Netzwerken korrekt verhält. Auch für die Elternverbände steht fest, dass dem Problem des Cybermobbings nur mit intensiver Aufklärung vor Ort an den Schulen beigekommen werden kann. So berichtet Andreas Hellner vom Ausschuss „Realschulen in Sachsen“ beim BundesElternRat: „Ich kenne und unterstütze Leipziger Schulen, die gemeinsame Veranstaltungen von Schülern und Eltern organisieren und sich dem Thema Cybermobbing widmen“.

Und auch aus technischer Perspektive gibt es einen hoffnungsvollen Ansatz. So wurde Anfang Februar eine Kinderschutz-Software inklusive Online-Plattform auf den deutschen Markt gebracht. Das sogenannte „Dolphin Secure“ sorgt dafür, dass die Eltern quasi in die Rolle eines Administrators schlüpfen. So entscheiden die Eltern mit, wen ihr Kind als Freund verlinken kann und welche fremden Seiten es außerhalb der Plattform ansteuern darf. Ein vielversprechender Ansatz, der vor allem die Medienkommunikation zwischen Eltern und Kindern fördern soll.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.