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Bundesverband kritisiert Autoverkäufer

Händler wollen keine E-Autos verkaufen

Kurt Sigl, Präsident Bundesverband eMobilität e.V. (BEM) Quelle: BEM / Sebastian Knoth Kurt Sigl Präsident Bundesverband eMobilität 01.02.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Der Bundesverband eMobilität sieht den Hauptgrund der schlechten Verkaufszahlen von E-Autos nicht im Kaufpreis. "Vielmehr haben die Verkäufer eine abschreckende Wirkung auf potentielle Elektroauto-Käufer", so der Präsident des Verbands Kurt Sigl. "Wenn Sie aktuell in ein Autohaus gehen und explizit nach einem Elektroauto fragen, werden Sie erschrocken angeschaut. Ein Elektroauto? Warum wollen Sie sich das denn antun?! Und im nächsten Atemzug haben Sie das Angebot eines Verbrenners inklusive sattem Rabatt in der Hand." Nach Einschätzung Sigls können so die neuen Elektroauto nicht zum wettbewerbsfähigen Preis verkauft werden.







Bundesministerin Hendricks hat in einem Interview eine Elektroquote für Autohersteller ins Gespräch gebracht. Wie stehen Sie dazu?
Wir haben die Quote in Europa eigentlich schon. Blickt man genauer auf die CO2-Vorgaben der Europäischen Union, ist darin ein Instrument zur Durchsetzung von Elektroautos erkennbar. Wer die Grenzwerte nicht einhält, muss aktuell pro Gramm Kohlendioxid Überschreitung pro Fahrzeug 95 Euro Strafe zahlen. Eine Ausnahme gilt für die ersten beiden Gramm, für die 15 bzw. 25 Euro nach Brüssel überwiesen werden müssen. Die Höhe des Flottengrenzwerts ist also entscheidend für die Lenkungswirkung. Im Jahr 2021 sind 95 Gramm pro Kilometer vorgesehen. Für das Jahr 2025 sind 70 oder gar 50 Gramm im Gespräch. Für die Autohersteller wird der Bau von Elektroautos vor dem Hintergrund der strengeren CO2-Grenzwerte kostengünstiger, als der fortgesetzte Versuch, den Verbrennungsmotor zu optimieren. Die anspruchsvollen CO2-Standards haben so einen ähnlichen Effekt, wie eine Elektroauto-Quote, lassen aber mehr Spielraum bei der Produktstrategie zu. Wir befürworten deshalb eine schnelle Einigung auf einen CO2-Grenzwert für 2025 und auch für 2030, um Planungssicherheit für die Industrie herzustellen.

Einen Grund für den schlechten Absatz der E-Autos sieht die Ministerin in den hohen Preisen. Inwieweit sollte die Politik in den Markt eingreifen? Und ggf. welches wären die besten Mittel für einen Eingriff in den Markt?
Der Kauf von Elektroautos wird in Deutschland ja bereits gefördert. Das ist ein wichtiger Anreiz, um das Thema Elektromobilität zum Rollen zu bringen. Hinderlich für den Erfolg der Maßnahme war lediglich der ungünstige Zeitpunkt der Implementierung. Mitten in der Urlaubszeit werden grundsätzlich weniger Fahrzeuge verkauft. Wir rechnen damit, dass die Förderung sich im Frühjahr in den Verkaufszahlen deutlich bemerkbar machen wird. Die Autohersteller geben zur staatlichen Prämie selbst beim Verkauf eines Elektroautos noch einen Teil dazu - damit liegen wir heute bei 5.000 bis 6.000 Euro Förderung. Die Importeure bieten vor dem Hintergrund Elektroautos an, die im Preis vergleichbar mit Verbrennern sind - teilweise sogar günstiger. Bei den deutschen Modellen sieht das natürlich preislich etwas anders aus. Trotzdem sehe ich den Hauptgrund der schlechten Verkaufszahlen nicht im Kaufpreis. Vielmehr haben die Verkäufer eine abschreckende Wirkung auf potentielle Elektroauto-Käufer. Wir haben das mehrfach getestet. Wenn Sie aktuell in ein Autohaus gehen und explizit nach einem Elektroauto fragen, werden Sie erschrocken angeschaut. Ein Elektroauto? Warum wollen Sie sich das denn antun?! Und im nächsten Atemzug haben Sie das Angebot eines Verbrenners inklusive sattem Rabatt in der Hand. So verkauft sich natürlich auch das Elektroauto zum wettbewerbsfähigen Preis nicht.

Andere Länder sind bei der Verbreitung von E-Autos bereits weiter. Inwieweit könnte das Zögern der deutschen Hersteller zu einem Wettbewerbe-Nachteil werden?
Der fehlende Wille der deutschen Autoindustrie, sich auf eine neue Technologie, wie die Elektromobilität, wirklich einzulassen und das hartnäckige Festhalten an Altbekanntem haben die Entwicklung in Deutschland wesentlich ausgebremst. So hart es für eine Automobilnation wie Deutschland auch klingen mag: die deutschen Automobilhersteller haben den Technologiewandel verschlafen. Eine Erkenntnis, die mittlerweile auch in den Führungsriegen der Hersteller angekommen ist. Ein Grund mehr, warum dort noch einmal zusätzlich auf die Bremse getreten wird, um die Entwicklung weiter zu verzögern und Zeit zu gewinnen, um am Ende vielleicht doch noch mitspielen zu können. 

Manche Experten sehen andere alternative Antriebe wie etwa die Brennstoffzellen gegenüber dem klassischem E-Auto mit Akku im Vorteil. Welche Förderung sollte Ihrer Ansicht nach anderen alternativen Antriebsarten zu Teil werden?
Hier sollte selbstverständlich technologieoffen gefördert und auch weiterentwickelt werden. Wir wissen, dass die Grenzen des Verbrennungsmotors erreicht sind. Welche Technologie uns auch künftig langfristig Mobilität garantieren wird, können wir aktuell jedoch nur erahnen. Unter Berücksichtigung der zeitnahen Möglichkeit einer wettbewerbsfähigen Serienfertigung sowie der Kosten für einen entsprechenden Infrastruktur-Ausbau sehen wir derzeit im Bereich der Individualmobilität beim Thema batteriebetriebener Elektromobilität die besten Chancen.

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