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Bremen für gemeinsame Datenbank und digitale Vermittlungsstelle bei der Bildung

Wie die Länder zusammenarbeiten sollen

Dr. Claudia Bogedan, Senatorin für Kinder und Bildung Bremen Quelle: Alexandra Brietzke Dr. Claudia Bogedan Senatorin Freie Hansestadt Bremen 27.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Die Bremer Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan beobachtet bei den Lehrern im norddeutschen Stadtstaat "eine große Aufgeschlossenheit, hohes Interesse und Motivation zum Einsatz digitaler Lehr- und Lernmedien." Insbesondere bei der bundesweiten Zusammenarbeit sieht sie noch große Potenziale.







Bei den Lehrern herrscht große Skepsis gegenüber digitalen Lehrmedien, so glaubt nicht mal jeder vierte Lehrer daran, dass digitale Medien dabei helfen, den Lernerfolg ihrer Schüler zu verbessern. Wie begegnen Sie dieser Skepsis?
Diese Skepsis können wir für Bremen grundsätzlich nicht bestätigen. Wir beobachten im Gegenteil eine große Aufgeschlossenheit, hohes Interesse und Motivation zum Einsatz digitaler Lehr- und Lernmedien. Bedenken bestehen im rechtlichen Bereich. Hier gibt es gefühlt eine Grauzone, wenn es beispielsweise um die Themen Urheberrecht, Nutzung von Online-Angeboten und Apps geht. Wir setzen darauf, die digitalen Lehr- und Lernmedien frühzeitig als selbstverständlichen Bestandteil des pädogogischen Alltags in die Aus-und Fortbildung durch entsprechende Angebote und eine angemessene Infrastruktur einzubinden. So gibt es bereits im Referendariat verbindliche Fortbildungsangebote (Medientag für Referendare, verbindliche Nutzung von schulischen E-Mail-Adressen und der Lernplattform itslearning) sowie Wahlmodule.

Für bereits ausgebildete Lehrkräfte bieten wir ein breites Spektrum von zentralen und schulinternen Fortbildungen an. Seit 2015 gibt es für Lehrkräfte darüber hinaus die Möglichkeit, sich in einer einjährigen Zertifikatsfortbildung zum „Mediacoach“ zu qualifizieren.

Als besondere Veranstaltung findet alle zwei Jahre der Medienfachtag in Kooperation mit der Universität Bremen statt.

Ausgesprochen positiv ist auch die hohe Akzeptanz der Ende 2014 eingeführten Lernplattform itslearning. Bereits 80% der Bremischen Schulen nutzen itslearning, wobei sie sich in unterschiedlichen Phasen der Einführung befinden. Mit dieser Plattform steht den Lehrkräften eine rechtssichere Arbeitsumgebung zur Verfügung, die neue Lehr-, Lern- und Kooperationsformen ermöglicht. Itslearning ist ein eindeutiger Erfolgsfaktor für die weitere digitale Diffusion, gewissermaßen der Schlüsselfaktor, wenn Ausstattung, Bildungsmedien und Lehrerqualifizierung wirksam werden sollen.

Darüber hinaus setzen wir in Bremen auf eine verlässliche Ausstattung der Schulen und ein einheitliches zweistufiges Antragsverfahren für technische Ausstattung. Unterschieden wird zwischen Standardanträgen für Ersatzbeschaffungen und mit - entsprechenden Medienentwicklungsplänen begründeten - Sonderbeschaffungen.

Zur technischen Unterstützung setzen wir seit vielen Jahren auf unser bewährtes Service- und Betriebskonzept für die IT-Infrastruktur (SuBITI) mit Hotline- und Vorort-Support für die Schulen.

Der Bildungsmonitor fordert Ausbildung an digitalen Medien als Lehr- und Lernmitteln verpflichtend im Lehramtsstudium. Wie sehen Sie das?
Das unterstreichen wir ganz deutlich. Die Berücksichtigung der digitalen Medien als Lehr- und Lernmittel muss notwendigerweise Berücksichtigung in den Fachdidaktiken und der Erziehungswissenschaft finden.

Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die Nutzung digitaler Medien nicht nur zur eigenen Vorbereitung, sondern auch im unterrichtlichen Einsatz zu etablieren. Den Lehrenden an den Universitäten kommt hierbei eine wichtige Vorbildfunktion zu. Wir werden uns zukünftig noch stärker für die bessere Verzahnung der drei Ausbildungsphasen (Studium, Referendariat, Fortbildung) einsetzen. Hierzu sind Verabredungen für die Zuständigkeiten und Abstimmung für die Übergänge hinsichtlich des digitalen Kompetenzerwerbs in allen drei Phasen erforderlich.

Die Hälfte aller Lehrer ist unzufrieden mit der technischen Ausstattung ihrer Schule. Was muss die Politik tun?
Auch hier können wir für Bremen sagen, dass wir über dem Bundestrend liegen: so hat die Telekom-Studie (Länder-Indikator) 2015 und 2016 Bremen als Spitzenreiter in diesem Bereich angesiedelt.

Die kontinuierliche systematische Arbeit unter dem Dach des sogenannten Masterplans Medien seit 2010 unter Beteiligung des Landesinstituts, der senatorischen Behörde, VertreterInnen aller Schulformen und Mitbestimmungsgremien hat sich ausgezahlt und schlägt sich in den Ergebnissen der Telekomstudie nieder (Ausstattungskonzepte, Beratung, Steuergruppen).

Wir arbeiten weiter an einer Neuauflage des Masterplans im Rahmen des Digitalpakts Schule. Für die nächsten Jahre müssen Mittel für weitere Ausstattung (W-LAN und Präsentationsmöglichkeiten in allen Unterrichtsräumen, mobile Endgeräte, ein bis zwei stationäre Rechner pro Unterrichtsraum sowie Dokumentenkamera) zur Verfügung gestellt werden.

Der Bildungsmonitor fordert ein gemeinsames Gütesiegel und eine deutschlandweit zugängliche Plattform für digitale Lernmaterialien. Wieviel Bildungsföderalismus ist angesichts einer vernetzten Welt noch sinnvoll?
Nicht nur für diesen Bereich muss der Bildungsföderalismus kritisch unter die Lupe genommen werden. Es ist klar, dass Kooperation nicht an (Bundes-)Ländergrenzen Halt machen kann, dennoch muss gewährleistet bleiben, dass regionale Unterschiede angemessen Berücksichtigung finden.

Ein gemeinsames Gütesiegel für digitale Bildungsmedien ist wünschenswert als Orientierung für Lehrkräfte (vergleichbar den Verfahren zur Schulbuchzulassung).
Sinnvoll wäre deutschlandweit eine zugängliche Datenbank mit digitalen Lernmaterialien, die in unterschiedliche Lernplattformen eingebunden werden kann bzw. zugänglich ist. Zudem wäre so etwas wie eine „digitalen Vermittlungsstelle” für die Länder und Schulträger sinnvoll, so dass Verlage und Bildungsmedienanbieter mit einer einzigen Schnittstelle eingebunden werden könnten. Dies ist nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem auch notwendig, damit keine personenbezogenen Daten von Schülern und Lehrkräften an Bildungsmedienanbieter übermittelt werden müssen. Damit könnten die vielen bilateralen Schnittstellen zwischen Schulträgern und Verlagen über eine zentrale Vermittlungsstelle gebündelt werden.

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