Die von der Bundesregierung formulierte Zielstellung, bis spätestens Ende 2010 die Lücken in der Breitbandversorgung zu schließen, wird von den einzelnen Bundesländern ganz unterschiedlich angegangen. So setzt Baden-Württemberg vorerst auf ein Pilotprojekt „Mobilfunk über Rundfunkfrequenzen“ im Bereich 790 bis 862 Megahertz. Allerdings warnen Experten vor massiven Störungen besonders der naheliegenden Rundfunkanwendungen durch den Mobilfunk. Auch würden dem Rundfunk wichtige Zukunftschancen für Hochauflösendes Fernsehen verloren gehen, wird argumentiert (s. Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk April II).
Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte die von Eutelsat Deutschland angebotene Breitbandversorgung per Satellitentechnik sein. Über erste Pilotprojekte in den neuen Bundesländern will das Unternehmen jetzt mit mehreren Landesregierungen sprechen – so auch mit der von Sachsen-Anhalt. Volker Steiner, Managing Direktor von Eutelsat Deutschland, bestätigt: „Wir sind sehr an Gesprächen und möglichen Kooperationen interessiert und haben Kontakt mit der Staatskanzlei aufgenommen, um unser bestehendes Tooway-System und die neue Spotbeam-Technologie unseres geplanten Satelliten Ka-Sat vorzustellen.“ Wie begeistert die Verantwortlichen in Sachsen-Anhalt von diesem Interesse sind, bleibt vorerst unklar. Die Staatskanzlei hält sich derzeit mit Statements zu diesem Thema zurück. Auch die Medienanstalt Sachsen-Anhalt bestätigte auf Nachfrage nur, dass Versuche zur technischen Machbarkeit von Breitbandinternet per Satellit durchgeführt werden, wollte sich aber nicht zu Einzelheiten äußern. Positive Signale gibt es laut Eutelsat indes aus Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
Hintergrund der aktuellen Aktivitäten sind die von Eutelsat in Aussicht gestellten technischen Verbesserungen am Satellitenkonzept. Bereits seit einem Jahr offeriert das Unternehmen in Deutschland mit seinem Zwei-Wege-Dienst Tooway einen vollwertigen Breitbanddienst mit Surfgeschwindigkeiten von bis zu 2 Mbit/s. Jetzt plant das Unternehmen, ab 2010 einen Ka-Band-Satelliten einzusetzen. Insgesamt 80 neuartige Spotbeams mit Ausleuchtzonen von 250 Kilometer Durchmesser sollen es erlauben, kleine Regionen zu adressieren. Dann werden Internetgeschwindigkeiten von bis zu 10 Mbit/s möglich sein. Und das zu Konditionen, die selbst gegenüber DSL wettbewerbsfähig sein sollen.
Zur Strategie der baden-württembergischenLandesanstalt für Kommunikation (LFK)äußert deren Präsident, Thomas Langheinrich,dass die LFK generell technik-neutral agiere und alle Technologien gleich behandle. Als Nachteil der Satellitentechnik hat er allerdings ausgemacht, dass die Antwortzeiten bei der bidirektionalen Übertragung manchmal länger dauern, was zu Beeinträchtigungen bei Anwendungen wie etwa Online-Games führen könnte. Zu Breitband per Mobilfunk schätzt Langheinrich ein: „Funklösungen sind sicher sinnvoll, aber aus meiner Sicht eine zeitlich-begrenzte Sonderlösung.“ Perspektivisch fordert er: „Nur eine Glasfaseranbindung als Lebensader für den ländlichen Raum ist tatsächlich auch in Zukunft die Auffahrt auf die Datenautobahn.“