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Bildungsföderalismus darf gemeinsamen Lösungen nicht im Wege stehen

Wie digital die Schulen in Schleswig-Holstein sind

Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein Quelle: Frank Peter Karin Prien Ministerin Landesregierung Schleswig-Holstein 30.10.2017
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Uwe Schimunek
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"Aufgabe des Bundes ist es, hier gesellschaftlich verträgliche Lösungen zu erarbeiten", sagt die schleswig-holsteinische Bildungs-Ministerin Karin Prien mit Blick auf die Investitionen in digitale Lehrmittel. Dabei gehe es um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in den Ländern.







Bei den Lehrern herrscht große Skepsis gegenüber digitalen Lehrmedien, so glaubt nicht mal jeder vierte Lehrer daran, dass digitale Medien dabei helfen, den Lernerfolg ihrer Schüler zu verbessern. Wie begegnen Sie dieser Skepsis?
Es ist die Aufgabe der Schulen, die jungen Menschen auf das Leben in einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten und digitale Medien in den Unterricht einzubeziehen. Insofern bin ich froh, dass laut International Computer and Information Literacy Study (ICILS) aus dem Jahr 2013 rund zwei Drittel der Lehrkräfte in Deutschland Potentiale für den Einsatz digitaler Medien in der Schule sehen, hier speziell für den Zugang zu Informationsquellen, als Hilfe zu vertieftem Verarbeiten und auch in der Entwicklung von größerem Lerninteresse. In Schleswig-Holstein nehmen wir großes Engagement der Lehrerinnen und Lehrkräfte wahr. Auf unser Modellschulprojekt zum Lernen mit digitalen Medien haben sich in beiden Durchgängen jeweils über 100 Schulen mit ihren innovativen Konzepten beworben. Auch der Einsatz digitaler Medien muss sich an Output-Kriterien messen lassen.

Der Bildungsmonitor fordert Ausbildung an digitalen Medien als Lehr- und Lernmitteln verpflichtend im Lehramtsstudium. Wie sehen Sie das?
In Schleswig-Holstein ist sowohl an der Europa-Universität in Flensburg als auch an der Christian Albrechts-Universität in Kiel die Medienbildung in die Lehramtsstudiengänge verbindlich integriert. Die Europa-Universität Flensburg bietet beispielsweise in dem für alle Lehramtsstudierenden gemeinsamen Bachelorstudiengang „Bildungswissenschaften“ ein Pflichtmodul „Medien und Bildung“ an. Hier erhalten die künftigen Lehrkräfte nicht nur die Kenntnisse über die Struktur und Wirkung moderner Medien und neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, sondern auch die Möglichkeit zu einer kritischen Reflexion. Diese Module müssen müssen ständig weiterentwickelt werden.

Die Hälfte aller Lehrer ist unzufrieden mit der technischen Ausstattung ihrer Schule. Was muss die Politik tun?
Ich verstehe die Einschätzung der Lehrkräfte. Die Ausstattung der Schulen ist erstmal Aufgabe der Schulträger. Wir haben allerdings das Gespräch mit den Schulträgern aufgenommen und wir erarbeiten nicht nur gemeinsame Ausstattungsempfehlungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Landesinstitutes beraten auch Schulen und Schulträger zu ihrer Ausstattung. Durch die zweijährliche Befragung der Schulen zur IT-Ausstattung sind wir gut informiert, wie es an unseren Schulen aussieht. Tatsächlich sind Schulträger teilweise finanziell stark herausgefordert, wenn nicht überfordert mit dieser Aufgabe. Aufgabe des Bundes ist es, hier gesellschaftlich verträgliche Lösungen zu erarbeiten - ein Beispiel dafür ist der Digitalpakt, durch den Mittel des Bundes in die Kommunen fließen müssen. Hier geht es um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in den Ländern. Aber auch das Land Schleswig-Holstein unterstützt mit dem Breitbandausbau und hat mit dem Modellprojekt „Lernen mit digitalen Medien“ Fördermittel in die Hand genommen und 113 Schulen unterstützt, damit sie ihre innovativen Konzepte umsetzen können.

Der Bildungsmonitor fordert ein gemeinsames Gütesiegel und eine deutschlandweit zugängliche Plattform für digitale Lernmaterialien. Wieviel Bildungsföderalismus ist angesichts einer vernetzten Welt noch sinnvoll?
Der Bildungsföderalismus darf gemeinsamen Lösungen nicht im Wege stehen. Es geht um mehr Kooperation und um die Förderung von Kooperationen, dabei soll aber der positive Wettbewerb bestehen bleiben. Derzeit wird eine gemeinsame Bildungscloud des Hasso-Plattner-Institutes mit Schulen aus allen Bundesländern erprobt. Allerdings hat es sich vielfach gezeigt, dass Entwicklungen, die für alle Länder gleichermaßen nützlich sein sollen, lange Zeiten der Absprachen bedürfen und nachher oft doch nicht zu für alle befriedigenden Lösungen führen. Manchmal sind Ideen, die in einem Land schnell umgesetzt werden können und dann anderen als Vorbild oder zur Abgrenzung dienen können, hilfreicher. Zudem unterscheiden sich Flächenländer deutlich von Stadtstaaten, daher gibt es nicht für alle Fragen die gleiche Lösung.

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