Das Angebot der ARD-Mediathek erinnert ein bisschen an die wilden Zeiten des Internets Anfang des neuen Jahrtausends, als emsige Programmierer die html-Funktionen ausloteten. Navigation im Überfluss, verschachtelte Informationen, der Nutzer kann Klicken, was das Zeug hält und verliert sich irgendwann im Nirwana der Regionalsender oder angebotenen thematischen Kategorien. So breit das Spektrum der ARD ist, so unübersichtlich ist es.
Ein Beispiel: Wer das verpatzte EM-Spiel Deutschland gegen Kroatien verpasst hat oder sich das Desaster der Nationalelf noch einmal zu Gemüte führen will, wird bei der ARD-Mediathek schwer enttäuscht. Der Link „Deutschland verliert gegen Kroatien“ entpuppt sich als Irrläufer. Statt des Fußball-Matches öffnet sich ein Fenster - noch dazu mit einem Stream in minderer Qualität - und zeigt die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau. Irgendwann kommt dann auch der Spielbericht, aber dann ist der Internet-User längst beim nächsten Thema, schließlich wird weitaus schneller die Maustaste gedrückt als der Knopf der Fernbedienung. Aber auch das Gegenteil ist häufig genug der Fall: Anstatt kompletter Sendungen werden dem Betrachter Schnipsel vorgesetzt. Die Fans von „Schmidt & Pocher“ beispielsweise finden nur Ausschnitte aus dem Satireprogramm. Umso erfreulicher, dass das Archiv wenigstens lange zurückreicht.
Keine Frage, die ARD-Mediathek ist eine Fundgrube mit Inhalten zum Mitnehmen. Doch die Suche des passenden Stücks ist zu aufwändig. Da hilft auch die launig aufbereitete Videotour durch das Angebot von Armin Maiwald und der „Sendung mit der Maus“ wenig. Im Herbst soll das Angebot komplettiert (und hoffentlich übersichtlicher gestaltet) sein, verspricht die ARD.
RTL hingegen bleibt sich auch im Internet treu. „Ganz Deutschland trauert wegen der Niederlage“ ist der 1:15-Minuten-Stimmungsbeitrag überschrieben. Wer auf den Play- Button klickt, bekommt jedoch zunächst - und das ist kein Einzelfall - fünf Sekunden Werbung. Auf Unterseiten werden Clips einzelner Sendungen angeboten. Eine gezielte Suchfunktion fehlt, der Nutzer kann nur wahllos von Filmchen zu Filmchen springen.
Wesentlich aufgeräumter präsentiert sich dagegen die ZDF-Mediathek. Zugegeben, hier müssen beim ersten Aufruf gleich zweiSeiten übersprungen werden, bevor Inhalte heruntergeladen werden können, doch dann überzeugen Auswahl und Qualität. Sendungen, Themen und ein Top-Thema können in der horizontalen Navigationsleiste ausgewählt werden, in der rechten Spalte finden sich die meistgesehenen, am besten bewerteten sowie von der Redaktion ausgewählten Beiträge. Jeder einzelne in Top-Qualität.
Aber auch die WDR-Mediathek, jüngst ausgezeichnet mit dem Grimme-Award, erfüllt die Anforderungen des mobilen Mediums. Die Beiträge sind geordnet nach Themen, Sendungen, Sendedatum und Region, so dass der Nutzer schnell zum Gesuchten kommt oder auf Regionalliga hingewiesen wird. Dass das beim großen Bruder ARD nicht realisierbar ist, hängt vermutlich (wie so oft) mit der Gremienstruktur zusammen.
Doch auch Zeitungshäuser wie „Die Welt“ drängen in den neuen Markt. Bei „Welt TV Online“ findet der Nutzer kleine Filme zu aktuellen Themen. Der Umfang ist (noch) beschränkt, die Gliederung richtet sich nach den klassischen Zeitungsressorts Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissen und Aus aller Welt. Die Qualität der bis zu 90-Sekunden-Beiträge schwankt, bietet aber schnelle Informationen.