Herr Staatsminister Sagurna, Sachsen startete im März das erste lokale DVB-T-Netz in Deutschland. Übertragen werden auch zwei Radioprogramme. Inwieweit kann Lokalradio über diesen Verbreitungsweg Modellcharakter für Deutschland haben?
Michael Sagurna: Ob diese kleinzelligen Netze, wie sie jetzt in Leipzig realisiert wurden, wegen der niedrige Übertragungskosten und der gezielteren Versorgung auch ein Modell zur lokalen Hörfunkversorgung in ganz Deutschland werden können, werden wir sehen. Der Versuch ist auf drei Jahre angelegt und die Auswertung steht noch aus. Das Pilotprojekt der sächsischen Landesmedienanstalt zielt im Kern allerdings auf die TVProgramme, denn der Standard DVB-T ist ja vorrangig für die Verbreitung von Fernsehprogrammen entwickelt worden. Der Hörfunk ist nur eine zusätzliche Option, die das Pilotprojekt quasi mit untersucht.
Hat digitales terrestrisches Radio in Deutschland eine Zukunft?
Ich bin überzeugt, dass die Zukunft des terrestrischen Hörfunks digital sein wird. Denn das herkömmliche analoge UKW-System ist den Herausforderungen der Zukunft weder qualitativ noch quantitativ allein gewachsen. Allerdings wird es noch eine ganze Weile dauern, bis wir auf das UKW-System ganz verzichten können. Das ist der Grund, warum sich öffentlich-rechtliche und private Veranstalter bundesweit darauf verständigt haben, 2009 einen Neustart zu wagen. Dieser Neustart wird unter wesentlich besseren Bedingungen ablaufen als damals beim wenig erfolgreichen DAB-System. Beim neuen Digital Radio Plus wird es mehr Übertragungskapazitäten, höhere Sendeleistungen, deutlich mehr Programmauswahl und preiswerte Empfangsgeräte geben.
Der KEF-Bericht sieht eine Gebührenerhöhung für öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, aber keine weitere Unterstützung für DAB. ARD-Intendant Raff regte im Gespräch mit dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk an, dass ein Finanzierungskonzept zur Fortführung des digitalen Hörfunks erarbeitet werden müsse. Wie könnte das Ihrer Ansicht nach aussehen?
Die KEF hat Mittel für neue Technologien zur Verbreitung von digitalen terrestrischen Hörfunkangeboten in Aussicht gestellt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Es kommt jetzt also darauf an, dass öffentlichrechtliche und private Rundfunkveranstalter, Landesmedienanstalten, Senderbetreiber, Endgeräteindustrie und letztendlich auch die Politik unter Beweis stellen, ob sie gewillt sind, dem Digitalen Radio in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen.
Für wie realistisch halten Sie einen Neustart für Digitales Radio im Jahr 2009?
Ich gehe davon aus, dass alle Beteiligten zu ihren Zusagen stehen und dem Neustart im nächsten Jahr nichts mehr im Wege steht.