Menue-Button
Kolumne

BR vergibt große Chance für eine künftige digitale Radiolandschaft

Kolumne von Helmut G. Bauer, Medienanwalt und Gründer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH

Helmut G. Bauer, Medienanwalt und Gründer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH Quelle: MTM Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 03.07.2014

Es ist kaum wegzudiskutieren, der BR hat mit seinem Vorhaben, das Jugendmusikradio PULS aus dem Digitalradio in das analoge UKW-Netz auf die bisherige Frequenz von BR Klassik  transferieren zu wollen, der digitalen Radioentwicklung einen echten Bärendienst erwiesen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wann der BR seine Pläne umsetzen will. Auch der jetzt favorisierte Termin 2018 macht das Vorhaben nicht besser, sondern verstärkt meinen Eindruck, dass die kulturorientierten Kräfte überhaupt nicht verstanden haben, welchen Gewinn DAB+ gerade für Klassik gehabt hätte. Mit Sicherheit wären die Nutzer von BR Klassik von den neuen klanglichen und jetzt sogar raumklanglichen Möglichkeiten des Systems richtig begeistert. Das zeigen andere Länder. Doch das will man den Hörern jetzt vorenthalten. Vielmehr traut der BR seinen Klassikfans nicht zu, sich mündig zu einem besseren Übertragungssystem zu bekennen, weil man im BR-Rundfunkrat rückwärts gesinnt befürchtet, dass mit einem Umstieg auf DAB+ Hörer verloren gehen. Und das ausgerechnet beim BR, der innerhalb der ARD-Anstalten immer der Vorreiter bei Digitalradio ist. Aus meiner Sicht wäre der richtige Weg gewesen, das Programm BR Klassik schnell über DAB+ zu verbreiten und gleichzeitig darauf zu verzichten, PULS über UKW zu verbreiten und die UKW-Frequenzen einfach freizulassen. Das hätte allerdings vorausgesetzt – und hier weicht mein Denkansatz von der bestehende Rechtslage ab – dass entsprechende gesetzliche Regelungen existieren, Frequenzen, die der öffentlichrechtliche Rundfunk nicht mehr nutzt, weil er auf DAB+ geht, nicht an andere Veranstalter vergeben werden dürften.

Umso mehr sind jetzt die öffentlich-rechtlichen, aber auch die privaten Radioveranstalter in meinen Augen gefordert, sich grundsätzlich zu überlegen, wie die Zukunft des Radios in Deutschland aussehen soll. Wie bei dem Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 braucht es einen zwischen den Beteiligten im Bund und den Ländern abgestimmten Plan. Unumgänglich ist in diesem Zusammenhang auch eine Anpassung des Rundfunkstaatsvertrages, um unter anderem im Hinblick auf die Digitalisierung des Hörfunks zu überprüfen, welche Aufgaben der öffentlich-rechtliche Rundfunk inhaltlich vor allem aber auch verbreitungsmäßig erfüllen soll oder wie eine Radioplattform arbeiten kann. Ein Grundsatz sollte dabei immer sein: Wir brauchen im Radio auch in Zukunft ein eigenes und vom Internet unabhängiges Verbreitungssystem. Dafür kommt aber auf Dauer das analoge UKW-Radio nicht mehr in Frage, vor allem weil es keine ausreichenden Möglichkeiten mehr für mehr Vielfalt bietet. Die Planungen des BR stürzen nicht nur die Verfechter von DAB+ in Erklärungsnot, sondern verwirren vor allem auch die Endgeräte-Industrie, die zunehmend auf DAB+ umstellt. Ein Ja zu BR Klassik im Digitalradio und ein Nein für PULS im UKW hätte ein großer Schritt für die künftige Entwicklung von Digitalradio sein können. Jetzt aber bleibt der Eindruck einer vertanen Chance für die künftige digitale Radiolandschaft in Deutschland.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.