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BLM steckt Millionen ins Lokal-TV

Wie die Sender im digitalen Wandel bestehen können

Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Quelle: Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) Siegfried Schneider Präsident Landeszentrale für neue Medien (BLM) 17.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Heute braucht "jede Lokalfernsehstation eine Social Media-Strategie, um die jungen Zuschauergruppen anzusprechen" sagt BLM-Präsident Siegfried Schneider. Er appelliert an die Anbieter, den Wandel im Mediennutzungsverhalten ernstzunehmen. Die BLM unterstützt die Sender mit vielfältiger Förderung.







Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der regionalen Medienlandschaft?
Für die Zuschauer bietet Lokalfernsehen verlässliche Informationen aus ihrer Heimat. Die Nähe zu den Menschen vor Ort ist entscheidend. Lokal-TV muss heute mehr denn je qualitativ hochwertige und aktuelle lokale Inhalte bieten, um im Konzert der regionalen Medien zu bestehen. Und zwar über alle Ausspielwege, also auch über das Netz und die Social Media-Plattformen. Wer hat mehr Bewegtbild-Kompetenz im lokalen Raum als die Lokal-TV-Stationen, die in Bayern mit insgesamt 18 Angeboten alle Regionen abdecken? Diese Kompetenz gilt es zu nutzen und weiterzuentwickeln – mit gut ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeitern, die offen für neue Entwicklungen sind. Ziel muss es sein, den Zuschauern möglichst viel eigenproduziertes, qualitätsvolles, aktuelles und relevantes Programm zu bieten. Dann können die Stationen mit ihrer lokalen Berichterstattung zum Beispiel zur Versachlichung gesellschaftlicher Streitthemen wie der Flüchtlingspolitik beitragen. Informieren, die Menschen vor Ort einbeziehen, vermitteln und versachlichen, und das auf Basis einer jahrelang angeeigneten Bewegtbildkompetenz: In dieser Rolle stellt Lokal-TV heute ein Stück weit die Grundversorgung in der regionalen Medienlandschaft sicher.

Apps, Streaming, Mobil - die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
Qualitativ hochwertiges Lokalfernsehen in Bayern kann sich unter den gegebenen Bedingungen noch nicht selbst refinanzieren, zumal die Anforderungen im Hinblick auf Apps, Streaming und Mobilität kontinuierlich steigen. Die Landeszentrale fördert deshalb die Verbreitung der Lokalprogramme über alle Ausspielwege in bester Qualität. So strahlen seit 1. Oktober 2017 alle Lokal-TV-Stationen ihr Programm über Satellit in HD-Qualität aus und im Kabel ist das auch bereits in fast allen Regionen der Fall. Außerdem hat die BLM die Entwicklung von Smart-TV-Apps für die bayerischen Lokal-TV-Sender gefördert, um die mobile Internetverbreitung, z.B. via Apple TV oder für Android, zu unterstützen. Weitere Fördermaßnahmen sind in Frage 4 genannt.

Alle Verbreitungsmöglichkeiten dank Fördermitteln nutzen zu können, ist das Eine, man sollte sie natürlich aber auch bewerben und vermarkten. Außerdem müssen die Stationen ihrerseits ihr Engagement verstärken, neue Refinanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, z.B. Kooperationen eingehen und mehr Werbegelder über die sendereigenen Online-Aktivitäten einspielen. Außerdem braucht heute jede Lokalfernsehstation eine Social Media-Strategie, um die jungen Zuschauergruppen anzusprechen. Das Mediennutzungsverhalten hat sich gewandelt, dieser Wandel muss ernstgenommen werden!

Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Tatsächlich versuchen große Sendergruppen regionale Werbegelder zu akquirieren, obwohl das laut Rundfunkstaatsvertrag untersagt ist. Außerdem bewirkt das zielgruppen- und regionengenau zugeschnittene Targeting der Internetplattformen ein Abfluss der Werbegelder. Doch in dieser Hinsicht könnten die Lokalsender noch stärker auf ihre Bewegtbildkompetenz im Lokalen setzen und noch stärker die in Frage 2 beschriebenen Wege nutzen. Ob es neue rechtliche Regeln geben muss, entscheidet letztendlich die Politik bzw. der Gesetzgeber. Generell sollte aber gerade angesichts des zunehmenden Wettbewerbs immer der Gedanke einbezogen werden, dass Lokalfernsehen heute ein Stück weit die Grundversorgung in der regionalen Medienlandschaft sicherstellt.

In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Welche Instrumente gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich in Zukunft vorstellen?
Es gibt Förderinstrumente hinsichtlich der technischen Verbreitung, der Programmqualität und der Ausbildung. Konkret sind das:

- 12 Millionen Euro pro Jahr für die Ausstrahlung der Lokalen in HD via Satellit seitens des Freistaates Bayern.

- die Förderung der Entwicklung von Smart-TV-Apps durch die BLM

- die Förderung nach Art. 23 des Bayerischen Mediengesetzes für die Herstellung und technische Verbreitung des Lokalfernsehens in Höhe von 1,65 Millionen Euro aus dem BLM-Haushalt 2017

- die Programmförderung der Produktion anspruchsvoller TV-Sendungen und Sendereihen zu einem bestimmten Schwerpunktthema. 2017 genehmigte der Medienrat der BLM dafür 223.000 Euro.

- 1,085 Millionen Euro für die Förderung der Aus- und Fortbildungsaktivitäten der BLM in 2017 (Aus- und Fortbildungskanäle, BLM-Fortbildungsworkshops und Zuschüsse für Ausbildungsinstitutionen).

Ich denke, diese Förderinstrumente dürften auch in Zukunft ausreichen.

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