„This is London“ – geht es nach dem Willen von Michael Kayser, German Representative der BBC WORLD NEWS, könnte der wohl berühmteste Satz der Radiogeschichte schon bald täglich im deutschen Digitalradio zu hören sein. Denn Kayser will mit seinem englischsprachigen Programm BBC WORLD unbedingt ins deutsche DAB+ Netz. Wie er dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, hat die BBC großes Interesse in wichtigen deutschen Großräumen wie Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Hannover oder Hamburg ins Digitalradio einzusteigen. Ganz konkrete Verhandlungen gibt es derzeit mit der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen) um eine Beteiligung am Digitalradio in Frankfurt.
Ausgebremst werden die Bemühungen der BBC, die derzeit nur eine UKW-Frequenz in Berlin betreibt, aber von den fehlenden Vermarktungszahlen im Digitalradio. Im Gegensatz zum UKW-Radio, wo mit der Mediaanalyse zweimal im Jahr die Hörerzahlen erfasst werden, gibt es bei DAB+ keine verlässlichen Nutzerzahlen. Ein echtes Problem vor allem für die Radioprogramme, die ihre Inhalte ausschließlich oder hauptsächlich im Digitalradio versenden. Bei der BBC geht es nach Auskunft Kaysers vor allem darum, ein gut zweiminütiges Werbefenster vor den stündlichen Hauptnachrichten erfolgreich zu vermarkten, um die technischen Kosten des Senders refinanzieren zu können. Doch ohne die Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Media- Analyse e.V. (agma), „der einzigen Währung im Hörfunk“, ist das nach Einschätzung Kaysers kaum möglich und ein Einstieg ins Digitalradio „verlorene Liebesmüh“. Die agma ist ein Zusammenschluss von rund 240 der bedeutendsten Unternehmen der Werbeund Medienwirtschaft mit dem Ziel der Erforschung der Massenkommunikation. Für die Werbewirtschaft sind die Reichweitendaten der agma die Grundlage für ihre Mediaplanungsstrategien und damit letztlich für die Verteilung der Werbegelder.
Mit dem Problem der fehlenden Nutzerzahlen hat auch der Programmchef des Radioprogramms Schlagerparadies, Frank Brach, zu kämpfen. „Wenn wir nicht dieses Jahr damit beginnen eine Lösung zu suchen, haben wir bereits nächstes Jahr ein Finanzierungsproblem beim Digitalradio“, so sein Apell an die Branche. Wie er weiter ausführt, könnten die fehlenden Vermarktungszahlen sogar dafür sorgen, dass das Digitalradio in seinem Bestand künftig ganz gefährdet ist. „Schon heute sind viele private Radioprogramme wie unser Schlagerparadies, das im terrestrischenHörfunk ausschließlich über DAB+ zu empfangen ist, kaum noch dem größer werdenden Druck der Werbeindustrie nach aussagekräftigen Hörerzahlen gewachsen.“ Brach sieht in diesem Punkt vor allem die Landesmedienanstalten in der Pflicht hier eine Änderung zu bewirken. Dazu haben jetzt Vereinsmitglieder der Digital Radio Plattform erste Überlegungen angestellt und sind auf die Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) zugegangen, erklärt Michael Richter als Vorsitzender. Konkret geht die MSA das Problem an und lässt aktuell Zahlen zur Digitalradio-Nutzung in Sachsen-Anhalt abfragen. Geplant ist, diese schnell zu erfassen und vorzustellen. DochZahlen im nationalen Maßstab fehlen dann noch immer. Für Richter eine schöne Motivation mit seiner Plattform „Denkanstöße“ zu liefern und gemeinsam mit den Veranstaltern, die Landesmedienanstalten und die Industriepartner zu motivieren, künftig Zahlen zur besseren DAB+ Vermarktung zu erheben. Dann ist vielleicht schon bald auch im deutschen Digitalradio der legendäre Spruch der BBC zu hören: „This is London“.