25 Studenten an der Universität Augsburg haben sich die Gretchenfrage der deutschen Privat-TV-Branche gestellt, ob sich Qualität und Kommerz eigentlich ausschließen. Angetreten das Gegenteil zu beweisen, haben die Jungakademiker in den vergangenen Monaten verschiedene neuartige Fernsehformate entwickelt. Das neueste Projekt auf dem Programmreißbrett der jungen Programmmacher ist „Trendy TV“, ein Sender für die moderne bayerische Frau.
Dafür hat Uwe Brückner, Lehrbeauftragter an der Professur für Kommunikationswissenschaft/Schwerpunkt Öffentliche Kommunikation die Studenten wieder unter seine Fittiche genommen. „Unser Ansatz war: nicht der Vertriebsweg ‚TV‘ ist out, sondern das, was die etablierten Sender dort veranstalten.“ Denn tatsächlich hat der Projektleiter „eine starke Abkehr vom klassischen TV in der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren“ ausgemacht. „Meine Studenten haben dann erstmal eine Mängelliste aufgestellt.“ Ganz oben auf der schwarzen Liste stand die fehlende Relevanz, das Angebot sei für viele „belanglos“. Vermisst wurde weiterhin eine fehlende Ansprache von unterschiedlichen Milieus. Für den erfahrenen Medienprofi und stellvertretenden Programmchef der Sender münchen.tv, münchen2 und RTL München LIVE ist offensichtlich, dass sich „hier die zu enge Zielgruppen-Definition der kommerziellen Sender negativ auswirkt“.
Mit ihrem neuen Frauensender sind die Studenten jetzt angetreten zu beweisen, dass es inhaltlich besser geht und wirtschaftlich bereits nach 30 Monaten schwarze Zahlen möglich sind. Dafür haben Brückners Studenten einen einfachen Grundsatz entwickelt: „Story, Story, Story, denn wer keine Geschichte erzählen kann, keine Entdeckungen macht und seine Zuseher und Zuseherinnen nicht mitnimmt, der fällt hinten runter“, ist sich Brückner sicher. So will „Trendy TV“ vor allem auf Magazine, auf Reportagen, News und semiaktuelle Features setzen. Neben einer unverzichtbaren Daily-Soap wird das Programm durch fremdproduzierte Kochshows und vom Sender eigens produzierte Castingshows, Talkshows, Lifestylemagazine und Boulevardtalks ergänzt. „Wir müssen einfach mehr bieten als Entertainment für Modepüppchen und Shopping für Drama-Queens“, fasst Brückner die mögliche Erfolgsformel zusammen.
Dabei soll die Finanzierung ohne Schleichwerbung und Call-In-Abzocke auskommen. Auch auf Erotik-Clips und aggressive Werbung wird zu den sensiblen Zeiten am Vormittag und Nachmittag verzichtet. „Unser errechneter Business-Plan kommt bei konservativer Auslastung des Werbevolumens (5% im ersten und 10% im zweiten Jahr) auf den Break-Even im fünften Betriebsjahr“, so Brückner. Bereits heute hat das Programm einen ökonomischen „Stress-Test“ durchlaufen. Dabei war die Analyse von Herstellungskosten versus Medialeistung sowie der Vertriebs-Fähigkeit positiv. Und auch Werbe-Interessenten aus dem Bereich Versandhaus-Shopping-Plattformen und Mode-Labels gibt es bereits. „Wenn unser Plan aufgeht, mit ‚Trendy TV‘ ein wirtschaftlich tragfähiges TV-Programm zu entwickeln, das auch das Interesse einer breiten, jungen Zielgruppe trifft, dann wollen wir künftig unser Programm auch bundesweit an den Start bringen“, so Brückner.