Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Radiogruppe GCap Media steigt aus dem Digital Radio aus. Die DAB-Spartensender „theJazz“ und „Planet Rock“ werden geschlossen, die Anteile am DAB-Bouquet „Digital One“ verkauft, so hieß es Mitte Februar von Fru Hazlitt, neue CEO bei GCap Media. Kaum wurde dieses Vorhaben öffentlich, sahen die Medien, allen voran die britische Presse, schwarz für DAB auf der Insel. GCaps Entscheidung sei ein Fausthieb für das digitale Radio, titelte The Times am 12.Februar, und The Guardian schrieb bereits einen Tag früher: „GCap’s Digitalradio-Stationen auf der Abschussliste“.
Doch wie können die Sparpläne eines einzelnen Unternehmens einen solchen medialen Aufschrei auslösen? Erstens ist GCap Media nicht irgendein Medienkonzern, sondern vielmehr Großbritanniens führende kommerzielle Radiogruppe mit rund 15 Millionen Hörern täglich. Zur Sendergruppe zählen rund 30 Prozent aller kommerziellen Radiostationen im Vereinigten Königreich, darunter auch so bekannte Sender wie Classic FM, Xfm oder Choice FM. Zweitens zählte das Unternehmen unter seinem früheren CEO Ralph Bernard zu einem der größten Befürworter und Förderer von DAB in Großbritannien. In den vergangenen Jahren tätigte GCap Media erhebliche Investitionen in das digitale Radio und Bernard forderte mehr als einmal das Abschalten des analogen Rundfunks spätestens bis 2015. Für seine Nachfolgerin Fru Hazlitt ist DAB hingegen nur noch „wirtschaftlich untragbar“.
Wie kann man sich diese gravierende Kehrtwende erklären? Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Sparplan der GCap Media nicht als Schlag gegen DAB sondern vielmehr alsinterner Versuch, das wirtschaftlich äußerst angeschlagene Unternehmen zu sanieren.
Anfang des Jahres wurde publik, dass das Konkurrenzunternehmen Global Radio versucht, GCap Media zu übernehmen. Mittlerweile liegt das endgültige Gebot bei 371 Millionen Pfund, eine Entscheidung über die Zukunft von GCap Media wird bis Anfang April erwartet. Um eine feindliche Übernahme abzuwenden, setzte das Unternehmen daher auf Umstrukturierungen in Millionenhöhe. Alle unprofitablen Zweige der Sendergruppe sollten schnellstmöglich abgestoßen werden. So erhoffte man sich jährliche Einsparungen von weit über acht Millionen Pfund. Diese massiven Kürzungen betrafen unter anderem das Engagement im Bereich DAB, aber bei weitem nicht nur. Gravierende Einschnitte vermeldete GCap auch in den Bereichen UKW und der Mittelwelle. Mittlerweile rudert GCap mit seinen Sparplänen aber teilweise schon wieder zurück, zumindest im Bereich DAB. So soll „Planet Rock“ nach Medienangaben wahrscheinlich doch nicht geschlossen, sondern eher verkauft werden und auch die ursprünglichen Pläne, das landesweite DAB-Bouquet „Digital One“ für eine symbolische Summe an Mitbetreiber Arqiva zu verkaufen, hat man zwischenzeitlich auf Eis gelegt - wohl auf Druck von Global Radio. Im Gegensatz zu GCap will das Unternehmen bei einer möglichen Übernahme des Medienkonzerns nämlich weiterhin fest auf die Digitalisierung setzen.