Die LG Electronics Deutschland GmbH will Digital Radio auf ihren Mobiltelefonen anbieten. Auf Anfrage des Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk kündigte Gunter Thiel, Marketing- Chef Mobile Communications bei LG, an: „Für Mitte nächsten Jahres planen wir den Empfang von digitalem Radio (DAB/DAB+) bei unseren Handies und Smartphones.“ Vorrangiges Ziel sei es, den hohen Datenverkehr, den Internetradio-Streams verursachen, einzudämmen und somit die Kosten für den Nutzer möglichst gering zu halten.
Zuvor hatte bereits Nokia angekündigt, zu Weihnachten ein Headset auf den Markt zu bringen, mit dem man digitales Radio empfangen kann. Über die digitalen Standards DAB und DAB+ sucht ein kleiner Empfänger, der in der Kabelfernbedienung des Headset integriert ist, nach Sendern. Das Gerät wird zusammen mit einer Software ausgeliefert, über die sich Sender und Empfangslisten auf dem Handy anzeigen und speichern lassen. „Immer mehr Menschen erwarten Zugang zu Musik und News von ihrem Mobiltelefon“, begründet ein Firmensprecher, warum Nokia gerade jetzt mit dem ersten DAB-Headset an den Start geht. Über verschiedene Zielgruppen hinweg sei der Wunsch nach mobiler Radionutzung stark ausgeprägt.
Dass beide Hersteller mit ihren Produktneuheiten einem Trend folgen, zeigt ein Blick auf die halbjährlichen Medienanalysen. Demnach erfreut sich Radio per Handy bei Jugendlichen schon länger wachsender Beliebtheit. „Die jungen Hörer nutzen die neuen Technologien einfach früher und selbstverständlicher als die Älteren“, erläutert Lutz Kuckuck, Geschäftsführer der Radiozentrale GmbH. Anhand aktueller Umfrageergebnisse sieht er aber noch keine Sättigung: „Wenn man die Kostenfrage ausblendet, möchten 42 Prozent der unter 30-Jährigen gern noch mehr Radio via Handy nutzen.“ Über alle Altersgruppen hinweg äußern immerhin 27 Prozent diesen Wunsch. Bei dieser großen Nachfrage liege es nahe, Radio per Handy für „local based services“ zu nutzen, schlägt Kuckuck vor. „Man hört unterwegs übers Radio einen Spot mit einem tollen Angebot eines Filialisten. Drei Klicks und der nächstgelegene Laden wird angezeigt. Oder ein Makler hängt an seinen Spot eine Allonge an mit Immobilienangeboten der Region, in der man sich befindet.“ SMS-Voting oder Communities in der Region seien weitere Möglichkeiten der Verzahnung von Hörer und Medium.
Die Ergebnisse der aktuellen Digitalisierungsstudie der FGM Forschungsgruppe Medien GmbH bestätigen, dass die zukünftige Radionutzung wesentlich mobiler stattfinden wird. Mehr als ein Drittel der von der FGM Befragten hat bereits per Mobiltelefon Radio gehört. „Dies liegt auch daran, dass die technische Verfügbarkeit durch neue Handy-Modelle weiter gestiegen ist“, nennt Geschäftsführer Markus Adomeit als einen Grund. Fast die Hälfte der 2000 Befragten gab an, zukünftig Radio per Handy hören zu wollen.
Die Bedeutung von „Radio per Handy“ werde definitiv weiter zunehmen, ist auch Gunter Thiel überzeugt. LG habe bereits mit Technologien wie „Dolby Mobile“ oder einer direkt im Handy integrierten UKW-Antenne auf die verstärkte Nutzung von Radio per Handy reagiert. Diesen Trend werde sein Unternehmen aktiv mit den passenden Geräten unterstützen.