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An YouTube führt als Creator kaum ein Weg vorbei

Wie die Plattformen mit den Produzenten umgehen sollte

Philipp Senkbeil - Director allyance & Video Production, webedia. Quelle: Matthias Weber Philipp Senkbeil Director allyance & Video Production webedia. 06.09.2019
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Nur im Dialog lassen sich Themen lösen", sagt Philipp Senkbeil zu den anstehenden Gesprächen zwischen Youtube und der Initiative Fairtube, die sich für klare Regeln auf der Plattform einsetzt. Philipp Senkbeil verantwortet bei Webedia das Influencer-Geschäft in Deutschland. Als Director allyance & Video Produktion leitet er seit 2014 die Geschicke des allyance Networks – einer Influencer Marketing Agentur mit integriertem YouTube-Netzwerk-Geschäft – sowie der hauseigenen YouTube-Kanäle im Bereich Kino.







Die Initiative Fairtube fordert der eine neuen Umgang von Youtube mit den Kreativen. Ganz oben steht die Forderung nach mehr Transparenz bei Sanktionierungen und bei den Empfehlungslisten. Was läuft da aus Ihrer Sicht falsch?
Jeder Creator auf YouTube weiß, worauf er sich einlässt. Er ist zuallererst auf der Plattform von Google unterwegs, womit diese erst einmal das Hausrecht hat sowie Regeln aufstellen und durchsetzen kann. Das bedeutet auch, dass es kein Recht darauf gibt, dass der eigene Content monetarisiert wird. Das klingt erst einmal unfair, ist aus der Sicht der Plattform aber unumgänglich, um zum einen dafür zu sorgen, dass es bestimmte Inhalte nicht auf die Plattform schaffen und zum anderen, um die Wünsche der zweiten Kundengruppe von Google - neben den Creatorn - zu erfüllen, nämlich die der Werbekunden. Diese haben den Anspruch in einem Umfeld zu werben, das ihren Vorstellungen entspricht. Blieben Werbekunden aus, ließe sich die riesige Maschinerie von YouTube kaum finanzieren, aber auch die Creator selber müssten auf Einnahmen verzichten. Sehr platt gesagt: Wissend, dass ich den Community-Richtlinien zustimmen muss, kann ich mich auch dazu entscheiden, ihnen nicht zuzustimmen und der Plattform fernzubleiben.

Aber so einfach ist die Lebensrealität nicht. An YouTube führt als Creator kaum ein Weg vorbei, möchte ich meine Inhalte einer breiten Öffentlichkeit ohne große Hürden zugänglich machen. Während große Creator nun direkte Ansprechpartner bei YouTube oder Talents egal welcher Größenordnung Netzwerke wie allyance Network zur Seite haben, die ihnen gegenüber YouTube bei Sanktionen helfen, steht kleineren beziehungsweise netzwerklosen Creatorn diese Möglichkeit nicht zur Verfügung. Heißt: Sie werden mit dem Ergebnis der Prüfung durch eine Maschine konfrontiert ohne direkten Einblick zu haben in die Begründung der Sanktion. Ohne diese Hintergrundinformationen können sie nun aber keine gezielten Korrekturen vornehmen, stochern im Dunkeln, bauen Frust auf, ja machen beim nächsten Video vielleicht wieder dieselben Fehler.

Vor diesem Hintergrund würde ich es ebenfalls sehr begrüßen, wenn bei Sanktionierung direkt klar gemacht wird, was in dem Video, der Überschrift, der Beschreibung oder anderen Einstellungen vom Kanalbetreiber falsch gemacht wurde. Nur so kann dieser etwas lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Davon profitieren am Ende des Tages beide Parteien.

Die Initiative fordert bei Konflikten eine unabhängige Schlichtungsstelle. Wer könnte Ihrer Meinung nach in eine solchen sitzen?
Der Ruf nach einer Schlichtungsstelle wäre meiner Meinung deutlich weniger stark, wenn transparent an Creator und Kanalbetreiber kommuniziert würde, was genau in ihren Inhalten angemahnt wird. Sollten dann noch unterschiedliche Meinungen über die Bewertung existieren, helfen jetzt schon Netzwerke zwischen YouTube und Creator zu vermitteln. Aber: Am Ende hat YouTube das Hausrecht und das letzte Wort. Vor diesem Hintergrund erachte ich es als unwahrscheinlich, dass YouTube bzw. Google sich dieses Recht nehmen lässt und es an eine Schlichtungsstelle abgibt.

Google Deutschland ist als hiesige Youtube-Mutter auf ein Ultimatum der Initiative eingegangen und hat zum Gespräch eingeladen. Was erwarten Sie von dem Gespräch?
Um ehrlich zu sein, erwarte ich nicht zu viel. Wir haben es mit einem amerikanischen Konzern zu tun, der in der Vergangenheit wenig Flexibilität gezeigt hat, wenn es um eine individuelle Herangehensweise in den jeweiligen Ländern ging. Trotzdem ist dieses Treffen wichtig, denn nur im Dialog lassen sich Themen lösen.

Der Konflikt zeigt, dass Youtube für viele Kreative als Plattform alternativlos ist. Inwieweit sehen Sie dadurch Regulierungsbedarf?
Grundsätzlich sind Monopole in keinem Bereich gut, Wettbewerb belebt das Geschäft, aber ist vor allem auch gut für die Nutzer, da sie eine Wahl bekommen und um sie gebuhlt wird. Ob und wieweit die Plattform reguliert werden muss, entscheiden Gerichte. Ob eine Regulierung allerdings alle aktuellen Themen und Herausforderungen der Plattform lösen kann, wage ich zu bezweifeln.

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