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AfD gibt dem O-LKW wenig Perspektive

Warum die Idee trotzdem den Innovationsgeist befördert

Andreas Kalbitz, AfD-Vorsitzender Brandenburg, MdL Brandenburg Quelle: AfD Brandenburg Andreas Kalbitz Vorsitzender Brandenburg Landtag Brandenburg 21.07.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Eine Perspektive für große Investitionen in Oberleitungen für die Straße sehe ich absehbar nicht." Das sagt Andreas Kalbitz, AfD-Vorsitzender Brandenburg. "Die Durchsetzung von oberleitungsgetriebenen Lkw ist zum aktuellen Zeitpunkt in Deutschland keine wirkliche Alternative." Eine Unterstützung von Wissenschaft und Forschung könne aber dazu beitragen neue Perspektiven zu entwickeln.







Die Bundesregierung hat angekündigt, die Technologie Oberleitungsgetriebener LKW zu unterstützen. Was halten Sie von den Planungen?
Grundsätzlich ist die Unterstützung von Grundlagenforschung aber auch konkrete Projekten, wie hier den oberleitungsgetriebenen Lkw positiv zu werten.

In Groß-Dölln in Brandenburg befindet sich die Versuchsstrecke für O-LKWs. Welchen Stellenwert hat das für Ihr Bundesland? Ist das die einmalige Chance ganz vorn dabei zu sein, bei einer neuen Technologie?
Die Versuchsstrecke in Groß-Dölln zeigt, dass Brandenburg attraktiv ist als Standort für Wissenschaft und Forschung und aufgrund der hiesigen Bedingungen auch für die Erprobung von neuen Technologien in Frage kommt. Ob oberleitungsgetriebene Lkw, welche im Detail betrachtet seit über 100 Jahre bekannt sind, einen wesentlich Beitrag zu einem noch umweltschonenderen Güterverkehr beitragen kann, wird sich zeigen.

Wie bewerten Sie die Oberleitungs-LKW im Vergleich zu möglichen alternativen Verkehrssystemen sowie in Bezug auf alternative Antriebs- und Energieversorgungsoptionen, wie etwa wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeugen oder dem Schienenverkehr?
Die Wirtschaftlichkeit ist eine Grundfrage, die von einigen Erwägungen stark abhängt: Generell ist die Marktdurchdringung von alternativen Antrieben, wie den O-Lkw, nur bedingt möglich, da sie im Vergleich zu den herkömmlichen Lkw im Nachteil sind. Solange die externalisierten Kosten, also die schädlichen Aspekte von Verbrennungsmotoren auf die Umwelt und Gesundheit, nicht in die Gesamtrechnung für Unternehmen einbezogen werden, solange werden die alternativen Antriebe rein monetär immer die zweite Wahl bleiben. Dies betrifft auch die Marktverzerrung durch offene und versteckte Subventionen bzw. finanzielle Belastungen anderer Verkehrsträger. Der Staat hat aus meiner Sicht die Aufgabe hierbei den Rahmen zu bestimmen und wenn von den Bürgern gewünscht, die Pflicht, die Gesetze entsprechend anzupassen. Aufgabe der Politik ist die Definition der Rahmenbedingungen, bei der ein Ausgleich der Belange der Wirtschaft, Umwelt und der Menschen im geeigneten Maße Berücksichtigung findet.

Was Emissionsminderungspotentiale betrifft muss aufgrund der Begrenztheit der fossilen Brennstoffe – Stichwort Oil Peak bzw. das Endes des billigen Öls – und der Belastungen für die Gesundheit der Bürger sowie der Umwelt dauerhaft in umweltverträgliche Technologie investiert werden. Eine ideologische Verbannung von Verbrennungsmotoren, wie sie aktuell debattiert und gefordert wird, ist hierbei jedoch ein absolut falscher Weg. Wer dies ernsthaft fordert hat sich weder mit der Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Antriebstechnologien, noch mit der Stromproduktion im Allgemeinen beschäftigt. Und wer ernsthaft glaubt, dass die nach heutiger Fertigung hergestellten Verbrennungsmotoren bei Lkw das Grundübel der Emissionen darstellt, der hat sich noch nicht mit den Emissionen durch die internationale Schifffahrt beschäftigt.

Wie ist Ihre Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit des Ausbau der Autobahnen mit Oberleitungen und wie kann ggf. der Straßengüterfernverkehr auch ohne hohe Investitionsleistungen umweltverträglicher gestaltet werden?
Eine Perspektive für große Investitionen in Oberleitungen für die Straße sehe ich absehbar nicht. Das Schienennetz (einem der umweltverträglichsten Verkehrsträger) in der Bundesrepublik ist nicht einmal 100%ig elektrifiziert, eben weil die Investition entweder nicht wirtschaftlich wäre oder absehbar nicht genug Geld zum Ausbau vorhanden ist. Die öffentliche Hand forciert aus letzterem Grund die Möglichkeiten für öffentlich-private Partnerschaften in der Infrastruktur, welche wir übrigens sehr kritisch sehen. Die Durchsetzung von oberleitungsgetriebenen Lkw ist zum aktuellen Zeitpunkt in Deutschland keine wirkliche Alternative. Eine Unterstützung von Wissenschaft und Forschung kann aber dazu beitragen neue Perspektiven zu entwickeln.

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