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Interview

ARD will über Abschalttermin für UKW-Ausstrahlung diskutieren

Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des BR Quelle: BR/Foto Sessner 31.03.2009

Meinungsbarometer: Herr Dr. Grotzky, nach dem Beschluss der ARD-Intendanten zu Digital Radio ist der BR die erste Sendeanstalt, die Taten folgen lässt. Was halten die anderen ARD-Anstalten vom bayerischen Vorstoß?

Dr. Grotzky: Die Hörfunkkommission der ARD, deren Mitglied auch der BR ist, hat bereits diese Beschlusslage aufgegriffen und inhaltlich fortgeschrieben. So steht der BR in seinem Engagement für das Digitale Radio nicht allein. Alle ARD-Sender sind daran interessiert, die Zukunft für das digitale Radio zu sichern und dabei auch den privaten Radioanbietern die Teilhabe an dieser Entwicklung zu ermöglichen. Konkret hat die ARD bereits die Bereitschaft erklärt, einen Abschalttermin für die analoge UKW-Ausstrahlung zu diskutieren.

Warum haben Sie mit dem offiziellen Startschuss nicht bis nach der KEF-Entscheidung über weitere DAB-Finanzmittel gewartet?

Der BR betreibt schon seit langem eigene digitale Hörfunkangebote, nicht nur im Simulcast (Übertragung gleicher Inhalte über mehrere Rundfunkwege). Unsere Angebote sind nun um ein multimediales Jugendangebot ‚on3radio‘, um das deutschsprachige Schlager- und Volksmusikprogramm ‚Bayern plus‘ sowie einen automatisierten Verkehrskanal und den Dokumentationskanal B5plus erweitert worden. Diese strategischen Programmentscheidungen sind im Vorfeld mit den Gremien des BR abgestimmt worden und belegen das kontinuierliche Interesse des BR an einer digitalen Zukunft für das Radio. Der BR kann dabei auf ein gut ausgebautes Sendernetz zurückgreifen, das mit den in der Vergangenheit genehmigten Mitteln errichtet wurde. Überdies konnte mit Hilfe eines Runden Tisches in der Bayerischen Staatskanzlei, an dem Vertreter der Politik, der Herstellerindustrie, der Privaten Radioanbieter und des BR teilgenommen haben, der Prozess einer Leistungserhöhung für die digitale Radioverbreitung in Bayern umgesetzt werden. Für den weiteren Leistungsausbau sind jedoch die von der KEF vorgesehen Mittel dringend nötig.

Warum halten Sie im Zeitalter von Internet so vehement an einer digital terrestrischen Verbreitung fest?

Wollten nach heutigem Stand alle Rundfunkhörer ihr Programm im Live-Stream aus dem Internet beziehen, dann wäre bei täglich 54,8 Millionen Hörern kein weiterer Internet-Traffic in Deutschland mehr möglich. Auch die Autoindustrie bestätigt, dass ein terrestrischer digitaler Hörfunk in einer mobilen Gesellschaft unverzichtbar sein wird und nicht durch das Internet ersetzt werden kann. Der Hörfunk benötigt also weiterhin einen eigenen Ausspielweg, der dem Programmauftrag der Landesrundfunkanstalten gerecht wird und der Erreichung regionaler  Zielgruppen dient. Überdies würde unser Rundfunkangebot, wäre es allein auf das Internet beschränkt, mit Tausenden von Anbietern konkurrieren, ohne dass wir unsere Hörerinnen und Hörer zielgruppengerecht ansprechen können. Als Ergänzung und Programmbegleitung jedoch ist das Internet unverzichtbar, vor allem zum Download unserer Inhalte.

Die ARD hat lange gebraucht, bis eine einmütige Entscheidung für Digital Radio
getroffen wurde. Welche Rolle hat der BR in diesem Entscheidungsprozess gespielt?

Die aktuelle Entwicklung in der ARD ist einmütig erfolgt, seit durch die Wellenkonferenz in Genf der Weg für die Vergabe der digitalen Frequenzen bereitet wurde. Natürlich gehört der BR zusammen mit anderen Sendern, wie dem SWR, MDR, SR oder WDR zu denjenigen Sendern, die bereits sehr engagiert die Entwicklung und Verbreitung digitaler Hörfunkprogramme vorangetrieben haben. Legt man das aktuelle Meinungsbild zugrunde, sind noch nicht alle Kriterien erfüllt, damit die KEF die eingefrorenen 30 Millionen EUR für Digital Radio freigeben kann.

Wie wollen Sie die Privaten von einem gemeinsamen Projekt überzeugen?

Gemeinschaftlich werben wir für die digitale Zukunft, wie jüngst auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Bayerischen Landesmedienanstalt und dem BR. Überdies kann die Politik den privaten Anbietern zur Entwicklung eines profitablen Geschäftsmodells mit Steuererleichterungen und Starthilfen den Umstieg in die digitale Welt erleichtern und den Senderausbau für die privaten Rundfunkbetreiber unterstützen.

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