Meinungsbarometer: Mit dem 1. Januar 2013 hat der NDR turnusgemäß den ARD-Vorsitz übernommen. Mit welchen Vorstellungen und Plänen wollen Sie die ARD in die digitale Zukunft führen?
Knuth: Für das Radio in der ARD ist die digitale Zukunft längst Gegenwart. Die Programme sind über Satellit, Kabel und Internet digital empfangbar. Ein Großteil der Programme wird auch bereits über DAB+ verbreitet. Sendungen und Beiträge sind per Podcast abrufbar, Webchannel können zeitsouverän genutzt werden. Apps bieten nicht nur eine Möglichkeit, das linear ausgestrahlte Programm zu empfangen, sondern Nachrichten, Verkehrsservice oder die Wettervorhersage jederzeit abrufbar zu haben. Radio ist also längst keine analoge Insel mehr. Die digitalen Verbreitungswege ermöglichen den Machern, mehr Informationen, auch zur zeitsouveränen Nutzung, verfügbar zu machen. Das stärkt die Gattung Radio. Gleichwohl: Entscheidend bleibt der Inhalt. Deshalb sind attraktive Programme, verlässliche, gut recherchierte Information und originelle Unterhaltung der Garant für ein erfolgreiches Radio der Zukunft.
Welche Rolle spielt dabei der digitalterrestrische Verbreitungsweg Digitalradio (DAB+)?
Dank Digitalradio ist in vielen Bundesländern eine Reihe neuer, attraktiver öffentlich-rechtlicher Programmangebote entstanden. Und Digitalradio erweitert die journalistischen Möglichkeiten. Wir können Informationen auch visuell aufbereiten und ergänzen. Und wir werden zukünftig über DAB+ Radioinhalte nachhaltiger anbieten können, indem wir zum Beispiel die jüngsten Nachrichten auf Abruf bereit stellen. Inzwischen versorgt die ARD einen Großteil der Bevölkerung und der Autobahnstrecken mit DAB+. Bei unserer Planung haben wir einen von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) eng gesetzten Finanzrahmen zu beachten. Daher wird der Ausbau - eine entsprechende Akzeptanz von DAB+ vorausgesetzt - schrittweise erfolgen.
Nach den erfolgreichen Digitalradio-Aktivitäten aller Marktteilnehmer im vergangenen Jahr ist DAB+ zu einem Treiber der Digitalisierung des gesamten Rundfunks geworden. Mit welchen Maßnahmen kann das Tempo bei der weiteren Digitalradio-Einführung auch 2013 hochgehalten werden?
Wie schon im vergangenen Jahr wird die ARD auch 2013 das Programmangebot Digitalradio on air und off air kommunizieren – mit Programmaktionen, Plakaten, Flyern sowie Spots in Hörfunk und Fernsehen. Die Details werden derzeit mit allen Beteiligten unter Federführung des Projektbüros in Baden-Baden erarbeitet und mit der Initiative Digitalradio Deutschland abgestimmt. Hier arbeitet die ARD im Interesse der Gattung Radio mit Deutschlandradio, den privaten Anbietern und den Netzbetreibern eng zusammen. Nach Jahren der Zurückhaltung ist Digitalradio mittlerweile auch im Norden angekommen.
Mit welchen Aktivitäten will der NDR in diesem Jahr in seinem Sendegebiet die Einführung von Digitalradio vorantreiben?
Der NDR Hörfunk hat mit NDR Blue ein neues innovatives Programm gestartet, das ausschließlich digital verbreitet wird. Es bietet Musikstile, Künstler und Bands, die sonst im Radio nicht so häufi g gespielt werden. Auch die ARD Infonacht, die nun auf NDR Info Spezial über DAB+ ausgestrahlt wird, ist ein weiterer digitaler Mehrwert. Darüber hinaus bieten alle NDR Radioprogramme attraktive Zusatzdienste mit Darstellung von Wetter, den Nachrichten in Schlagzeilen und Programmaktionen auf den Displays der neuen Digitalradios.