Meinungsbarometer: Herr Nowicki, warum fordert der ADAC den raschen flächendeckenden Ausbau des digitalen Rundfunks?
Johann Nowicki: TMC (Traffic Message Channel) hat vor über zehn Jahren als erstes digitales Rundfunk-Verkehrsinformationssystem die Möglichkeit eröffnet, Staunachrichten in Navigationsgeräten automatisiert zu verarbeiten. Heutzutage werden über 20 Millionen Autofahrer tagtäglich bei Störungen auf Autobahnen auf vermeintlich freie Straßen umgeleitet. Allerdings viel zu oft auf Nebenstrecken, die bei Verkehrsverlagerungen schnell überlastet sind. Die Folge sind Staus in autobahnnahen Gemeinden und auf Landstraßen. Die Situation ist verfahren, da TMC als analoges UKW-System nicht über genug Kapazität verfügt, Staumeldungen von Nebenstrecken oder Stadtstraßen zu übertragen. Das deutlich leistungsfähigere Nachfolgesystem TPEG (Transport Protocol Experts Group) steht zwar schon in den Startlöchern, benötigt allerdings ein digitales Übertragungsmedium. Für den Rundfunk ist es das „Digital Radio“.
Welche Angaben sollen mit dem neuen TPEG-System übertragen werden und warum?
Obwohl die Verkehrslage auf vielen Nebenstrecken im TMC nicht übertragen werden kann, leiten viele Navigationsgeräte bereits bei kleineren Stauumfahrungen von den Autobahnen ab. Die Erfahrung zeigt aber, dass es sich nur bei Vollsperrung oder schweren Unfällen lohnt, die Autobahn zu verlassen. Für die korrekte Entscheidung zum Verlassen der Autobahn sind zusätzliche Informationen über die Stauursache, die voraussichtliche Staudauer und das Durchschnittstempo im Stau erforderlich, die über TPEG übertragen werden könnten.
Welche zusätzlichen Informationen sind auch für Bundes- und Landesstraßen bereits verfüg- und übertragbar?
Eine vollständige Verkehrserfassung auf Nebenstrecken mit herkömmlichen Detektoren wäre sehr aufwändig und zu teuer. Deshalb greift man dort auf andere Quellen zurück wie etwa freiwillige Staumelder, Stauscanner-Software für GPS-Smartphones oder Online-Daten von Fahrzeugflotten mit Telematikgeräten, so wie es der ADAC derzeit schon erfolgreich praktiziert. Eine neue Stauerfassungsmethode stellt die anonymisierte Auswertung der Handydaten dar. Bleiben viele Handys unerwartet an einer Mobilfunkstation „hängen“, so kann das einen Stau auf der Landstraße bedeuten. Da diese Daten nur kostenpflichtig zur Verfügung stehen, werden sie wohl auch in der Zukunft nur verschlüsselt zahlenden Kunden mit entsprechenden TPEG-Geräten angeboten.